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Stubenhocker

Stubenhocker1, Roelant SaveryWer heute auf der Couch gelungert,
den treff des Faulen ganze Schmach!
Nach Schatten hab ich nur gehungert,
jetzt trauer ich der Sonne nach!

Ein Sommertag dahingeschwunden
mit allem, was das Herz erfreut!
Nun leck ich bitter meine Wunden,
ein Sünder, den Verpasstes reut.

Ach, Blumen boten ihre Leiber
dem fleiß’gen Flug der Bienen dar,
da ich, ein müder Zeitvertreiber,
Gedankenblüten nur gebar.

Die Fluren frisch mit Grün bezogen,
in dem sich gelb Getreide wiegt!
Ein Vogel flatternd aufgeflogen,
ein Rehkitz, das ins Gras sich schmiegt!

Im Wipfel irgendwo ‘ne Taube,
die käuzig ihre Lockung gurrt.
Und ich lag in der Stube Staube,
wo leise Klothos Spinnrad schnurrt.

Die Seele aber kriegt nur Frieden,
schöpft Atem sie in Feld und Flur:
Ein Paradies heut und hienieden –
drei Schritt entfernt vom Sofa nur!

Kreativschiene

KreativschieneGemütlich schlurfen wir die Tage
des unbewussten Daseins hin,
gesättigt geistig, ohne Frage
an höhren oder tiefren Sinn.

Der Fuß hält sich getreu an Wege,
die ihn seit Ewigkeit geführt,
nicht anders als im Wildgehege
der Fuchs auf seinem Pfade schnürt.

Mechanisch schnappen unsre Hände
sich den und jenen Gegenstand
und wissen oft nicht mal am Ende,
wozu sie ihn denn just verwandt.

Erstarrt das Ganze in Routine –
wie ‘n Zug, der nur die Richtung fährt,
die seine Krupp- und Thyssenschiene
ihn peinlich zu befolgen lehrt.

Und wenn wir aus dem Fenster glotzen
aufs Leben, das vorüberjagt,
sehn wir von Grün die Fluren strotzen,
an dem das Bunt der Kühe nagt.

Vielleicht dass wir ein Reh erspähen,
‘nen Reiher, der auf Landung sinnt –
das Höchste, das wir uns erflehen
von Klotho, die den Faden spinnt.

Doch halt! Jetzt kann ich mal verkünden
‘nen Ausbruch aus dem ew’gen Trott,
bei dem trotz meiner Tafelsünden
mir gnädig half der Küchengott!

Denn da ich ungern nur bereite
Gerichte mir am heim’schen Herd,
bestückte er ‘ne Zeitungsseite
mit ‘nem Rezept, das lesenswert.

So sah man mich den Löffel heben,
dem Ei zersplittern das Genick
und Salz dazu, Öl, Knoblauch geben,
bis alles durchgerührt und dick.

Am Ende musst ‘s Aioli werden,
verderben konnte man es nicht.
Das einfachste Gemisch auf Erden –
und schmeckte mir wie ein Gedicht.