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Preis der Traube

Weiß ich nicht selber, es gibt Themen
von weitaus größerem Gewicht?
Doch lässt mein Stift es sich nicht nehmen,
dass er auch von Banalem spricht.

Jetzt hat er grad den Saft am Wickel,
der abends meinen Jieper stillt,
wenn ohne Perlen und Geprickel
er wohlig in die Kehle quillt.

Der ist von Reben zwar geboren,
doch solchen nicht von gleicher Art,
dass später, wenn er erst vergoren,
er diesen Unterschied auch wahrt.

Als Riesling und Gewürztraminer,
als Grauburgunder und Sauternes,
genauso gut als Grün-Veltliner
bekennt er seine Namen gern.

Die unisono mich verlocken,
dass auf den Busch ich ihnen klopf.
Zumindest sind sie alle trocken
und machen keinen schweren Kopf.

Doch seltsam! Wo das Loch gelassen
als Spund am schlanken Flaschenhals,
scheint plötzlich nichts mehr reinzupassen,
das heißt, kein Korken jedenfalls.

Und wo die bröselige Rinde
dem kruden Fortschritt weichen muss,
ersetzt sie nun ein Blechgewinde
als leicht gelöster Schraubverschluss.

Bedauerlich, das festzustellen.
Droht uns demnächst der Plastikkrug?
Doch ehrlich, in sehr vielen Fällen
kommt auch der Korken noch zum Zug.

Ich hab mich in der bunten Szene
der Weine einmal umgesehn,
um grade diesem Phänomene
gehörig auf den Grund zu gehn.

Das Resultat lässt mich vermuten,
den Ausschlag gibt die Qualität:
Der Korken schließt wie stets die Guten,
das Blech wird Bill‘gen angedreht.

Fällt mir zwar schwer, es zu bekennen,
bin allerdings schon sangesfroh.
Will also Ross und Reiter nennen:
Vier achtzig geb ich fürn Pinot.