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Lautmalerei, 2

Was nützen mir die besten Schwarten,
wenn mich das Leben überrollt
und mir auf meinen Geistesfahrten
den nötigen Respekt nicht zollt?

Soeben hab ich ausgelesen
was über Lärm – ein Strafgericht,
das mit ‘ner Flut gewitzter Thesen
mir richtig aus der Seele spricht.

Dem Krach in vielerlei Gestalten,
vom Peitschenknall zum Froschkonzert,
wird da ein Spiegel vorgehalten,
der so schon an den Nerven zerrt.

Um wieviel mehr im echten Leben,
das er wie Jericho bedröhnt,
wird einmal aus den Angeln heben,
was er vorab mit Taubheit krönt!

Wie hält dies ewige Getöse,
das sich aus tausend Quellen nährt,
der Mensch nur aus, dass samt Gekröse
er aus der Haut nicht ständig fährt?

Doch gibt es auch so trübe Tassen,
die mit dem Lärm sich arrangiern
und ihre Harley heulen lassen,
um Muskelkraft zu demonstriern.

Und andre, die sich auch nicht sträuben
und grad sein Übermaß erfreut,
weil gerne sie mit Rock betäuben
den Brägen, der Gedanken scheut.

O dass man solche Idioten
doch endlich einmal Mores lehrt!
Man zeige mir den Gord’schen Knoten
und reich mir Alexanders Schwert!

Könnt grade jetzt ich gut gebrauchen:
Mein Nachbar bohrt sein Nachtgebet.
Doch lass ich meinen Zorn verrauchen –
denn, uff, die letzte Strophe steht!

Hörbuch

Hörbuch2Was hat in seinem Wissensdrange
der Mensch nicht alles spitz gekriegt,
und ist doch vieles, was schon lange
im Dunkeln unbehelligt liegt.

Noch offen, wenn ich mich nicht täusche,
ist die, gewiss von großem Wert,
Kulturgeschichte der Geräusche,
die uns der Laute Wandel lehrt.

Die müsste wer mal vor sich nehmen,
der mit Phonetik gut vertraut
und diesen Laut-und-leis-Extremen
historisch auf die Finger schaut.

Warn dermaleinst vielleicht die Glocken
das Lärmigste in Stadt und Land,
das Volk zum Gottesdienst zu locken,
zu warnen auch bei Sturm und Brand?

Und kommt vielleicht an zweiter Stelle
der morgendliche Hahnenschrei
als Herold erster Tageshelle
und dass es Zeit zum Placken sei?

Und dann das Rumpeln und das Knarren
als Echo eines stein’gen Stegs,
wenn reifbeschlagne Bauernkarren
mit Kraut und Rüben unterwegs?

Vernehmlich auch das Hundebellen,
das bis zum nächsten Dorfe drang,
wo selbst noch in den sichren Ställen
die Viecher furchtsam auf Empfang.

Doch glaub ich, das Gebrüll der Bullen
noch alles andre überstieg;
dagegen warn die Schweine Nullen
mit ihrm Gegrunze und Gequiek.

Der Ruf des Kuckucks, Gänseschnattern,
die Kirmes mit Gejohl und Schwof,
die Hühner, die in Panik flattern,
zeigt sich der Fuchs auf ihrem Hof.

Das wär so meine Blütenlese
an Klängen der Vergangenheit,
so eine Art von Anamnese
für dieses chron’sche Ohrenleid.

Der Pegel ist seitdem gestiegen –
wie, wüsst ich gern in Dezibel.
Maschinen in den Lüften fliegen
wie einst der Engel Gabriel.

Und auf den Straßen röhrn Motoren,
da kommt kein Sechzehnender mit,
und balzen so aus vollen Rohren
zwölf Stunden Tag für Tag im Schnitt.

O Bagger du, o Presslufthammer,
zweihundert Jahre alt noch kaum,
wie machtet ihr zur Folterkammer
seither den öffentlichen Raum!

Die Studie her – nach Zeit und Ländern,
den Fortschritt hörbar auch zu maln!
Natürlich wird sie dran nichts ändern –
doch zeigen, welchen Preis wir zahln.