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Das Meer, wiedereröffnet

Der Sonnenschirme bunte Dächer,
den Feuerpfeilen zugewandt,
reihn, zahlenmäßig etwas schwächer,
sich nun am Ende-Juni-Strand.

Das Virus-Maß wird eingehalten.
Eins fuffzig. Oder waren’s zwei?
Nun ja, selbst unsre Staatsgewalten
verzetteln manchmal sich dabei.

Man muss auch keine Maske tragen,
es reicht der kleine Abstand schon,
die Biester aus dem Feld zu schlagen
samt Risiko der Infektion.

Mit den bekannten Intervallen
pulsiert der ew’ge Wellengang,
der momentan noch keine Quallen
in Massen auf die Ufer schwang.

Und wenn man es nicht besser wüsste
aus tausendfältigem Bescheid,
man hielte es für eine Küste
der guten alten Sommerzeit.

Doch Achtung, Achtung! Ob dich Kraulen,
ob Schmetterling dich mehr entzückt,
du musst den Badegast vergraulen,
der dicht dir auf die Pelle rückt!

Denn jeder trägt ja Mund und Riecher
ein wenig übers Nass gelupft,
dass er womöglich diese Viecher
dem Nächsten an die Backe schnupft.

Nun, schleunigst auf Distanz zu gehen,
wenn es die Haut zu retten heißt,
das kann beim Hai man wohl verstehen,
doch bei ‘nem Menschen, der nicht beißt?

Gerad vor dem muss man sich hüten!
Oft kommt ganz harmlos er daher,
um schließlich dann so schlimm zu wüten,
als ob er nicht bei Sinnen wär.

So manches Übel wohl verschwände
für immer aus der kranken Welt,
wenn einen Impfstoff man nur fände,
der diesen bei Verstande hält.

Herausspaziert!

In jeder Chronik wird es stehen,
sofern von Spanien sie erzählt:
Erlaubnis zum Spazierengehen,
allein, verbandelt und vermählt!

Erteilt an diesem Maientage
und unterzeichnet nach Gebühr,
dass straflos seine Füße trage
der Bürger wieder vor die Tür.

Da solln sie endlich Auslauf kriegen
nach wochenlanger Abstinenz
und der Natur am Busen liegen,
wie sich’s gehört im schönen Lenz.

Ihr könnt euch denken: Völkerscharen
ha’m in die Puschen sich gezwängt,
auch solche, die nie scharf drauf waren,
dass man sich unter Veilchen mengt.

Und wuselten, Insektenhaufen,
nach Herzenslust so kreuz und quer,
um gleich den Rat zu unterlaufen:
Zwei Meter Abstand ungefähr!

Wolln hoffen, dass den Lockerungen
rundum Erfolg beschieden wird
und auf den Futterplatz der Lungen
sich nun kein Flegel mehr verirrt.

Zunächst sind noch begrenzt die Zeiten,
zu denen man nach draußen darf,
doch ein Signal, um einzuleiten
Beschränkungen, die nicht so scharf.

In wohlbedachten kleinen Schritten
die Schraube lockerer man dreht
bis dahin, wo nur leicht beschnitten,
erreicht der Punkt „Normalität“.

Doch was Experten nicht verschweigen,
die unermüdlich ja am Ball:
Die wird indes ein Bild uns zeigen,
das anders als vorm Krisenfall.

Könnt irgendwie auch ich mir denken –
was schützend man verordnen musst,
ist sicher schwer nur einzurenken
in hiesige Umarmungslust.

Kann man beim Küsschen Abstand halten?
Das wär des Kreises Quadratur!
Doch wird die Liebe drum erkalten
ein Meter fünfzig weiter nur?