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Jagdglück

JagdglückMal einfach nur im Lager lungern,
faul auf die Bärenhaut gestreckt,
hieß für die Menschen früher hungern –
das Kaufhaus war noch nicht entdeckt.

Wer täglich nicht mit spitzem Speere
sich selbst sein Frühstück angeschafft,
den hätte bald die Magenleere
zu seinen Ahnen hingerafft.

Doch hat dem Fortschritt es gefallen,
sich zu befrein vom Halali
und Homo nahrhaft zu bestallen
mit Schweinen und mit Federvieh.

Von da bis zu den Massenwaren
im Supermarkt Co Kommandit
war`s dann von vier-, fünftausend Jahren
nur noch ein winzig kleiner Schritt.

Hätt ich mir heut was jagen müssen,
was freie Wildbahn nur gewährt,
dann wär ich reich an Regengüssen
zumindest wieder heimgekehrt.

Doch anders als die Hominiden,
die sicher zimperlich nicht warn,
verkroch ich mich in meinen Frieden,
mir nasse Füße zu ersparn.

Wo wär ein Blutzoll noch zu zahlen,
dass Beute man nach Hause brächt?
Die Mammuts ruhen in Regalen,
entbeint, enthäutet, mundgerecht.

Unsere Preiszeit

Unsere PreiszeitEs ließ sich leider nicht vermeiden,
ich musste noch mal runter heut,
um die Regale zu beweiden,
wo Lebensmittel ausgestreut.

Des Fortschritts wesentlicher Träger
scheint mir der Supermarkt zu sein,
seitdem als Sammler wir und Jäger
die Beute selber brachten ein.

Jetzt liegt gehäuft an Ort und Stelle,
was man an Nahrung täglich braucht;
man jagt nicht Mammut und Gazelle
und ist weit weniger geschlaucht.

Auch rennt man nicht mehr Stund um Stunde,
bevor der Spieß sich endlich dreht.
Am meisten opfert noch der Kunde
an Zeit, der in der Schlange steht.

Doch auch dies nützliche Verfahren,
es hat natürlich seinen Preis:
Berappen muss man für die Waren,
und immer mehr, wie jeder weiß.

Und mancher muss da schließlich passen,
der seinen Brotkorb höher hängt.
Das Nötigste nur für die Massen,
der Rest fürn Klüngel, der sie lenkt!

Vielleicht war das mit Selberjagen
im Grunde doch ganz sinnvoll schon –
denn im Glazial, würd ich mal sagen,
sprach noch kein Schwein von Inflation!

Fingerübung

FingerübungHeut wäre mir nach Mond zumute,
dem Mammut dort im Sternenzoo –
das käme meinem Lied zugute
mit März und Frühling oder so.

Doch nix is da am schwarzen Himmel,
was ihm ein bisschen Glanz verlieh,
nicht einmal die bisweiln wie Schimmel
ihn überzieht, die Galaxie.

Soll, den ich schon in Händen halte,
den Stift ich, der auf Zeilen heiß,
dass ungetummelt er erkalte,
beiseitelegen still und leis?

Das werd ich übers Herz nicht bringen –
es liegt so viel ihm an der Tat!
Ihn jetzt zur Feierschicht zu zwingen,
das wär nichts andres als Verrat.

Zumal ihm ja auch völlig schnuppe,
wer oder was im Verse steckt;
nie spuckte er mir in die Suppe,
weil ihm das Thema nicht geschmeckt.

Er will nur auf dem Blatte gleiten
wie’n Schlittschuhläufer leicht dahin,
um Linien, Kurven zu verbreiten
als Muster ohne Zweck und Sinn.

Kommt, unter uns, mir sehr entgegen,
da ist er Bruder mir im Geist.
Zuallererst muss man sich regen,
dass schwuppdiwupp man nicht vergreist.

Der Musiker muss täglich üben,
dass Rost die Finger nicht befällt.
Soll seine Kunst der Dichter trüben,
indem er sie am Zügel hält?

Der Mond kann mir gestohlen bleiben.
Ein Stift gilt mir genauso viel.
Womit, worüber wir auch schreiben –
der Weg wie immer ist das Ziel.