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Meerschaum

Die Weihnacht weiß, von der wir träumen
in unsrer raueren Region,
ist südlich an den Meeressäumen
gewiss die größre Illusion.

Hier reicht das beste Thermometer
kaum an den Nullpunkt mal heran,
was leicht man auf die Gründungsväter,
die Sonnengötter, schieben kann.

Dies kommt der Krippe auch viel näher,
in der man Jesus einst gewiegt –
da hat der neugeborne Kräher
schon reichlich Wärme abgekriegt.

Das mit dem Schnee und Frost, dem bittern,
passt eher ja zum Norden auch,
wo wir seit je Geschichte klittern,
dass sie ins beste Licht uns tauch.

Doch nicht mal an der Sonnenküste,
wo keinesfalls man glaubensträg,
als Wunder man es werten müsste,
wenn wo ein weißer Teppich läg.

Dahinter schon, in höhren Lagen,
für jeden sichtbar weit und breit,
die Berge gerne Häubchen tragen
zu ihrem schlichten Winterkleid.

Doch unten, wo ein schmaler Streifen
des Flachlands von der Flut sie trennt,
die Spatzen ’s von den Dächern pfeifen,
dass rund ums Jahr die Sonne brennt.

Und wie ich so gemütlich sitze
und über meinen Versen brüt,
empfind auf einmal ich die Hitze,
die durch die Fensterscheibe glüht.

Da läuten auch die Weihnachtsglocken
vom Kirchlein gegenüber her.
Und hinten gleich, in dichten Flocken,
stiebt Gischt bisweilen übers Meer.