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Seneca lässt grüßen

Wie weiland SenecaBin heute wieder mal nach Haus geschlichen
und unter der Gedanken Last gebeugt,
vom Arbeitsplatz die Nase voll gestrichen,
der von der Emsigkeit des Leerlaufs zeugt.

Wie sollt ich da an Seneca nicht denken,
dem dieser Unsinn schon ins Auge fiel,
dass die „G’schaftlhuber“ sich verrenken,
die „occupati“ ohne Sinn und Ziel!

Verhalten, das Millennien überdauert –
was noch nichts sagt von seiner Qualität,
nur, dass des Menschen Wille gerne mauert,
wenn’s um den Abschuss seiner Schwächen geht.

Dass die Kollegen immer paradieren
wie Pfauen, die ein goldnes Ei gelegt!
Sie gingen notfalls auch auf allen vieren,
wär dies die Weise, wie man „was bewegt“.

„Ich hatte heute so viel Konferenzen,
dass ich, gackgack, nun völlig fertig bin“.
„Ach ja, auch ich möcht mal ein Meeting schwänzen
und krieg’s, gackgack, genauso wenig hin“.

Der alte Ochsenfrosch! Ich möchte schreien
und halte vornehm lieber doch den Rand.
Sie lieben ihre Spiegelfechtereien
und klatschen jeden Einwurf an die Wand.

Warum sich alle diesen Anschein geben
von Arbeitswut und Unentbehrlichkeit?
Sein wertes Image will man dadurch heben,
dass neue Pöstchen einem es erstreit.

Die Lebenslosung heißt: Karriere machen:
“Du kriegst schön Knete, und du stellst was vor“.
Das treibt sie um im Schlafen und im Wachen
wie seine Eifersucht Venedigs Mohr.

Ja, flitzt nur bis an euer sel’ges Ende
und balgt euch um dies falsch gemünzte Glück –
legt ihr demnächst nicht schon in Charons Hände
der letzten Reise schnödes Kupferstück?

Wär schön, mit Logik ihnen beizukommen –
doch gibt es eine Logik, die verfängt
bei einem eingefleischten Wirtschaftsfrommen,
der seinen Steiß um goldne Kälber schwenkt?

Am besten wär’s, das Spielchen mitzuspielen
nach Regeln, die sie selber aufgestellt –
als zielbewusster Streber unter vielen,
der mächtig was auf seine Dummheit hält!

Doch die Natur, sie wollt mich unterscheiden,
hat einen eignen Kopf mir aufgesetzt.
Zur Strafe muss ich morgen wieder leiden –
ach, vorm Büro graut‘s, glaubt es mir, schon jetzt.

Ich will mein Gläschen noch zu Ende bringen,
dann hole Morpheus mich, des Somnus Sohn.
Und mögen Englein mir im Schlafe singen –
aus vollem Herzen und für Gotteslohn!

Schläfrigkeit

SchläfrigkeitEs hat zu regnen angefangen.
Die Straßen glänzen feucht und glatt.
Der Himmel, tief und grau verhangen,
liegt unbeweglich auf der Stadt.

Indes bei milden Temp’raturen.
Das Thermometer zeigt auf zehn.
Ein Hauch von Frühling streift die Fluren;
schon glaubt die Knospen man zu sehn.

Ist drum der Winter abzuhaken?
Noch steht der Februar bevor,
in dessen frisch gestärkten Laken
manch frühe Hoffnung schon erfror.

Wie wenn den Regen wir befragen,
der stumm sich in die Nacht ergießt?
Er wird nichts anderes uns sagen
als philosophisch „Alles fließt“.

Da heißt es in Geduld sich üben.
Gewissheit kriegt man eh ja nie.
Das Wetter ist wie Kraut und Rüben:
Ein Fall der Chaostheorie.

Noch immer hör ich Regen rauschen.
Das geht wohl so die ganze Nacht.
Ich werd im Schlaf ihm weiterlauschen:
Schon schaukelt Morpheus mich ganz sacht!