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Hoher Herrscher

Hoher HerrscherEr hält in seiner Hand die Fäden,
mit denen er ein Reich regiert,
mit leichtem Zug bewegend jeden,
dass willenlos er ihm pariert.

Wenn morgens ins Büro er schreitet,
erstarren sie vor Ehrfurcht schon.
Der Pförtner seine Augen weitet
und klingeln lässt das Telefon.

Die ganze Brut der Bürokraten
traf dienstbeflissen vor ihm ein,
um ihrem Oberpotentaten
ein Bild von stetem Fleiß zu sein.

Dann macht er sich an die Geschäfte,
eins nach dem andern, nach Gewicht,
und bündelt seine Geisteskräfte
auf jedes, das ihm Ruhm verspricht.

Und selbstverständlich in dem Rahmen,
der seinem hohen Rang gemäß,
er muss nicht in Lappalien kramen,
als ob er im Bezirksamt säß.

Nein, in den Aktenkonvoluten,
durch die er sich tagtäglich frisst,
geht’s etwa um die Alëuten
oder um Naurus Vogelmist.

Da muss gerissen er entscheiden,
was förderlicher seinem Zweck,
und notfalls sich als Lamm verkleiden,
dass er den Fang des Wolfs verdeck.

Und schließlich kommt, was kommen musste,
weil es seit Olim stets so geht:
Er stiehlt ein Stückchen von der Kruste
des Lands der Nachbarmajestät.

Ein Staatsmann also erster Klasse,
ein Großer auf dem Erdenrund,
weil seiner schönen Heimat Masse
er kühn vermehrt um fünfzig Pfund.

So wird er es nicht ewig treiben,
denn auch der Mächt’gen Zeit verrinnt –
ein letztes Mal Geschichte schreiben
am Friedhof, wo er Land gewinnt.