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Berufskunde

Die Liste unsrer Tätigkeiten,
sie ist gewiss unendlich lang,
doch wen’ge nur davon verbreiten
‘nen allerseits geschätzten Klang.

Von alters her genießt der Lehrer
bei Groß und Klein enorm Respekt,
weil als berufner Wissensmehrer
die Lütten er zur Weisheit weckt.

Und desto mehr noch kann sich rühmen
der Herr Professor seiner Kunst,
da er die Jungen, Ungestümen
noch weiter führt im Wissensdunst.

Auch der zur Praxis eh’r geboren,
der Arzt, dass er Gebrechen heil
wie Pickel aus verstopften Poren
und das Ekzem am Hinterteil.

Nicht minder schließlich die Juristen,
des Rechts belesene Augurn,
die jede Klippe überlisten
der steilsten Paragrafen-Tourn.

Dann die der Forschung hingegeben
in dem und jenem Fachgebiet,
sei’s der Insekten Liebesleben,
sei es des Kosmos Wiegenlied.

Auch Maler im besondren Falle,
dass man sie irgendwo „gehängt“
und in der Künste städt’scher Halle
sich wer den Hals danach verrenkt.

So ähnlich geht’s den Literaten,
bewundert dann und hoch verehrt,
wenn tief sie in Tantiemen waten,
die eine Absatzflut beschert.

Und soll man etwa unterschlagen
den stimmgewalt’gen Musikus,
wie er von „lebhaft“ bis „getragen“
beherrscht der Töne Redefluss?

Auch heißgeliebt die Grimasseure,
wie sie im Schauspiel reüssiern
und ständig aus der Fernsehröhre
mit Aufgewärmtem uns traktiern.

Na, und die Sportler, die gehören
zur Spitze ihrer Disziplin
und tausend heil’ge Eide schwören,
dass sie seit Kindesbeinen „clean“.

Auch der, der uns die Chance zum Reisen
als Führer einer Lok einst bot,
bewegt sich noch in diesen Kreisen,
doch abgehoben als Pilot.

Ich weiß nicht, was die Leut getrieben
zu der und jener Profession –
nur dass sie stets enttäuscht geblieben
vom insgeheim erhofften Lohn.

Zumal entgegen jenen Gründen,
an die sie selber einst geglaubt,
mit dem Verlust von Amt und Pfründen
man ihn zur Rente runterschraubt.

Nur einem kann das nicht passieren,
des Job die sicherste Gewähr,
auf dieser Liste zu brillieren
als Nummer eins: dem Millionär!