Schlagwort-Archive: Rosinante

Traumwein

Traumwein„’nen Franzen mag kein Deutscher leiden,
doch seine Weine trinkt er gern“ –
ich würd den Wortlaut nicht beeiden,
doch ist von Goethe er im Kern.

Von so ‘nem Kopfe ‘ne Sottise?
Ich hoff, er hat’s nicht so gemeint,
sonst spräche ja ein Geistesriese
wie’n Blödmann vom ererbten Feind!

Nun ja, ich hock hier vor ‘nem Roten,
der auch nicht aus teuton’schem Land,
doch allerbestens zu benoten –
aus Neu-Kastilien hergesandt.

Da hat die Sonne drauf geschienen,
die einst dem Ritter auch gelacht,
der, seiner Dame ernst zu dienen,
zum fahr’nden Narren sich gemacht.

Noch heut sind seiner Heimat Hügel
von Mühlen hier und da bedeckt,
dern morsche, windzerzauste Flügel
des Edlen Lanze wohl geschmeckt.

Wiewohl ich hier im Dunkeln tappe:
Vielleicht trank er schon diesen Wein,
genauso wie sein treuer Knappe,
der maulend ritt ihm hinterdrein.

Fühl ich doch selber, wie zum Träumen
von ihm ich mich verführen lass.
Drum nicht mehr in La Mancha säumen –
auf, Rosinante, zum Parnass!

 

Abendmonolog

AbendmonologDer Tag klingt wieder aus mit Reimen,
mit Versen zieht er in die Nacht,
mit Worten, die im Herzen keimen
fast wie von selbst und unbedacht.

Schon ist auch das Gerät zur Stelle,
das für den Musendienst ich brauch:
Heft, Schreiber und, Garant der Helle,
ein Flämmchen ohne Ruß und Rauch.

Den Ellenbogen auf die Kante
des buntbetuchten Tischs gestützt,
besteig ich meine Rosinante,
die grad wie Pegasus mir nützt.

Der Stift zieht fröhlich seine Kreise,
verknüpft zum Viererpack die Zeiln,
um ordentlich auf diese Weise
in Strophen alles einzuteiln.

Und so entsteht im Handumdrehen
‘ne Menge an verschnürtem Text,
die mich ermahnt, mich vorzusehen,
dass mir kein Epos draus erwächst.

Man kommt wohl leicht ins Fabulieren,
grad wenn man mit sich selber spricht
und keiner hilft zu regulieren
den Redefluss, der Dämme bricht.

Fehlt mir auch viel noch zum Poeten,
so doch nicht seine Einsamkeit,
erwünscht halb und halb ungebeten,
gibt sie schon lang mir das Geleit.

Drum hab ich in den stillen Stunden
mir gleichsam als Homunculi
die kleinen Freunde ja erfunden –
die aus dem Reich der Poesie.