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Palmenfreie Zone

Palmenfreie ZoneEntlang der Uferpromenade,
gleich einem langgestreckten Hain,
stehn sie wie Säulen, hoch und grade,
der Palmen dicht geschlossne Reihn.

Mal schaukeln sie verspielt im Winde,
mal träumen still sie vor sich hin,
dem Sittich lauschend, der geschwinde
sich müht, dass er sein Nest gewinn.

Und abends, wenn die Sonne scheidet
zur Dämmrung vor der Finsternis,
verklärt es sie, des Lichts entkleidet,
zum wundersamen Schattenriss.

Nur hinterm Haus hier um die Ecke,
wo es gewiss nicht wen’ger passt,
haben auf tausend Meter Strecke
sie irgendwie nicht Fuß gefasst.

Hier reicht der Strand bis an die Straße,
von der ein Mäuerchen ihn trennt,
das, hoch und breit in schlichtem Maße,
mehr Zier denn Schutz vorm Element.

Ist’s da gefährlicher zu hausen,
weil öfter da die Welle wühlt,
wenn aufgepeitscht vom Sturmesbrausen
den Sand sie salzig überspült?

Ein einz’ges Bäumchen, wie ich sehe,
füllt dürftig dieser Palmen Kluft –
im kargen Grund die Wurzelzehe,
den Scheitel in der Meeresluft.

Ob es im Ruf von Qualitäten
wie Zähigkeit und Härte steht?
Dem will ich hier nicht nähertreten,
weil’s um den Habitus mir geht.

Der Palme nicht mal bis zum Nabel
reicht unser strauchiges Gewächs
und widerlegt doch respektabel
die Öde dieses Küstenflecks.

Schon baumeln ihm die goldnen Blüten
gleich Bommeln aus dem krausen Haupt –
im Sonnenschein, als ob sie glühten
wie Lämpchen, die da angeschraubt.

Ein Hofnarr, der mit lust’gen Schellen
die bunte Kappe sich belädt –
so mag er in den Schatten stellen
der Höh’ren düstre Majestät!

Das blaue Band

Das blaue BandEs ist die Zeit jetzt der Mimosen,
die gelb in voller Blüte stehn,
doch solche, die sich beim Liebkosen
nicht gleich verschämt zur Seite drehn.

In dichten Büschen wo auch immer,
am Uferweg, am Straßenrand,
verbreiten sie den goldnen Schimmer
von Sommersprossen übers Land.

Ein schönes Zeichen zu beteuern,
nachdem die Mandel nun verblüht,
dass Richtung Lenz wir wieder steuern,
der sichtlich schon vor Eifer glüht.

Die Sonne läuft auf vollen Touren
und schiebt die Sache mächtig an,
dass er schon bald mit frischen Fuhren
von Sträußen uns erfreuen kann.

Auch aus den ausgedörrten Zweigen
der Sträucher überall beginnt
die junge Brut des Grüns zu steigen,
weil wieder Saft in ihnen rinnt.

Der Korso mit den tausend Wagen
rollt wieder an auf seiner Spur,
um unsre Sinne sanft zu tragen
durchs bunte Schauspiel der Natur.

Das Meer, das ich so oft besungen,
wird dadurch ja nicht abgehakt.
Doch füllt statt Salz der Lenz die Lungen,
na, dann ist Landgang angesagt!