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Schattenspender

Kam ich vom Regen in die Traufe,
als ich des Südens Sonne floh,
dass in ‘nem Klima ich verschnaufe
mit tiefrem Temp’raturniveaau?

Die Hitze hat mich fortgetrieben,
weil sie da meist mehr Feuer hat,
und wiederum mich eingeschrieben
ins Gästebuch der Hansestadt.

Doch dies Kalkül, ist’s aufgegangen?
Die Tage hier sind ähnlich heiß.
An allen Ecken sieht man Schlangen
am Kiosk für Zitroneneis.

Und kein Gewitter, Donnergrollen.
Nach Kühlung lechzend Herr und Hund.
Soll ich mich deshalb wieder trollen,
weil die Geschichte mir zu bunt?

Käm mir im Traum nicht, der Gedanke.
Ein Vorteil, den ich nicht verkenn –
fast keine ungeschützte Flanke,
wo ich mir gleich den Keks verbrenn.

Die Ahorn- und die Eichenbäume,
sie spreizen sich im Blätterputz
und liefern über weite Räume
den allerbesten Sonnenschutz.

Muss ich mal raus, um was zu kaufen,
mach ich schon vorab meinen Schnitt –
kann überall im Schatten laufen:
Da kommen keine Palmen mit!

Keine Rentenlüge

Wie lustig ist das Rentnerleben,
wenn’s nur den rechten Platz erhascht
und statt am Apfelbaum zu kleben,
des Südens süße Früchte nascht.

Ich muss mich gar nicht viel bewegen,
und schon ist dieses Bild real –
zehn Schritte hinterm Haus gelegen:
das nächste kleine Strandlokal!

Was, Strand? Heißt das in Meeresnähe
mit garantierter Abendglut? –
Ja, da sich strecken, heißt die Zehe
taucht wirklich beinah in die Flut.

An der auch ein paar Büsche lecken –
zwar hemmend nicht den Blick zur Bucht,
doch mit dem Wall, den sie bedecken,
ein Bollwerk gegen ihre Wucht.

Aus deren dunkelgrünem Grunde
noch immer feurig sich erhebt
Hibiskus, der die Dämmerstunde
mit stillem Fackelschein belebt.

Im Schulterschluss an seiner Seite
ein Strauch, der schon zu schlafen schien:
Längst seine Blüten er verschneite,
die weißen, duftend – Nachtjasmin.

So könnte schier man satt sich sehen
an diesem Zipfel der Natur,
würd sich der Kellner nicht verstehen
auf Früchte aus der Meeresflur.

Er brachte Steinbutt auf dem Teller,
zwei handbreitgroße Stück Filet,
fast fangfrisch aus dem Vorratskeller
am rauen Fuß der Küstensee.

Die unverzüglich Gnade fanden
vorm Auge, das ja mit uns isst,
und eh sie noch am Gaumen landen,
die Güte des Geschmacks bemisst.

Der Anblick hielt, was er versprochen,
und seinen Ruf als Speisefisch
der Butt, der nunmehr seit Epochen
ein gern gesehner Gast am Tisch.

Gesellschaft, die in höchstem Grade
willkommen unserm müß’gen Freund,
der Tag für Tag hier am Gestade
nach seltenen Genüssen streunt.

Der Einkauf selbst, den wir zu Hause
nur widerwillig absolviern,
weil öd der Weg von unsrer Klause
und Regen geht uns an die Niern,

Der ist hier von ganz andrer Güte:
Man schlurft am Strand ein hübsches Stück,
packt seinen Käse in die Tüte
und schlurft im Sonnenschein zurück.

Na ja, was soll ich noch erzählen?
Die Weisheit hat ja schon so’n Bart
für euch, die ihr, euch fortzustehlen
vom Job, schon selbst im Süden wart!

Im Allgemeinen zwei, drei Wochen,
fürs nächste Mal gespart den Rest –
wogegen mich ununterbrochen
hier die Pension jetzt wohnen lässt.

Genügend Zeit, um zu genießen,
was so ein Kurztrip unterbricht.
Doch ließ ich auch die Zügel schießen,
zum bunten Hund würd ich hier nicht.

In diesen segensreichen Breiten
ist ja der Vögel Sammelplatz:
Zuhauf sie unter Palmen schreiten –
beschwingt von ihrem Rentensatz!

Palmenfreie Zone

Palmenfreie ZoneEntlang der Uferpromenade,
gleich einem langgestreckten Hain,
stehn sie wie Säulen, hoch und grade,
der Palmen dicht geschlossne Reihn.

Mal schaukeln sie verspielt im Winde,
mal träumen still sie vor sich hin,
dem Sittich lauschend, der geschwinde
sich müht, dass er sein Nest gewinn.

Und abends, wenn die Sonne scheidet
zur Dämmrung vor der Finsternis,
verklärt es sie, des Lichts entkleidet,
zum wundersamen Schattenriss.

Nur hinterm Haus hier um die Ecke,
wo es gewiss nicht wen’ger passt,
haben auf tausend Meter Strecke
sie irgendwie nicht Fuß gefasst.

Hier reicht der Strand bis an die Straße,
von der ein Mäuerchen ihn trennt,
das, hoch und breit in schlichtem Maße,
mehr Zier denn Schutz vorm Element.

Ist’s da gefährlicher zu hausen,
weil öfter da die Welle wühlt,
wenn aufgepeitscht vom Sturmesbrausen
den Sand sie salzig überspült?

Ein einz’ges Bäumchen, wie ich sehe,
füllt dürftig dieser Palmen Kluft –
im kargen Grund die Wurzelzehe,
den Scheitel in der Meeresluft.

Ob es im Ruf von Qualitäten
wie Zähigkeit und Härte steht?
Dem will ich hier nicht nähertreten,
weil’s um den Habitus mir geht.

Der Palme nicht mal bis zum Nabel
reicht unser strauchiges Gewächs
und widerlegt doch respektabel
die Öde dieses Küstenflecks.

Schon baumeln ihm die goldnen Blüten
gleich Bommeln aus dem krausen Haupt –
im Sonnenschein, als ob sie glühten
wie Lämpchen, die da angeschraubt.

Ein Hofnarr, der mit lust’gen Schellen
die bunte Kappe sich belädt –
so mag er in den Schatten stellen
der Höh’ren düstre Majestät!