Schlagwort-Archive: Strandspaziergang

Fischzug

Gespenstisch, ohne sich zu rühren
auch nur ein Fünkchen hin und her,
als wärn mit Tauen sie verbunden,
ein Dutzend Lichter auf dem Meer!

Indes ich meine Runde drehte,
die ich nur selten mal geschwänzt,
und hoch hinauf zu Venus spähte,
wo abends öfter sie geglänzt.

Mit einem Blick auch schon gefunden,
kein Wunder in der klaren Nacht –
so sichtbar wie die Vagabunden,
die da auf Reede festgemacht.

Was aber auf den schwarzen Wogen
so stiekum da vor Anker liegt,
ist’s ‘ne Armada, hergezogen,
dass sie den Strand im Schlaf bekriegt?

Doch nix passiert. ‘ne Lichterkette –
und richtet keinen Schaden an.
Dahinter steckt, was gilt die Wette,
ganz sicher der Klabautermann.

Hätt früher ich drauf kommen müssen;
der haust ja zwischen Heck und Back
und spielt mit seinen Geistergüssen
der Gang mal gern ‘nen Schabernack.

Bestimmt konnt er hier Fischersleute
mit einem Trick dazu verführn,
anstatt auf hoher See der Beute
halb auf dem Ufer nachzuspürn.

Da liegen sie nun auf der Lauer
und halten ihren Atem an,
worauf als flüchtiger Beschauer
ich keinen Reim mir machen kann.

Ich lass sie also hinterm Rücken
und langsam mich nach Hause schieb.
Wer weiß, wann die sich da verdrücken
mit ihrem schwachen Netzbetrieb.

Aufbruch der Badehosen

Wie blässlich schon der Himmel blaute,
die Sonne schon an Glanz verlor,
als unsereins sich endlich traute
aus seinem dunklen Bau hervor!

Die größte Hitze war verflogen,
ein Lüftchen blies vom Hafen her,
und längst der Bucht gestrecktem Bogen
ging ich ein bisschen noch am Meer.

Um allerdings auch festzustellen,
dass mancher nicht die Sonne flieht
und gar in Tausenden von Fällen
man freudig ihr ins Auge sieht.

Die früh den Strand schon angesteuert
mit Kind und Kegel im Gepäck,
sie hatten ihren Teint erneuert
und zuckelten nun wieder weg.

Sie strömten mir vom Strand entgegen
in aufgelöster Formation,
zu zweit, zu dritt, mit Kindersegen,
doch gleich in ihrem Bronzeton.

Natürlich nicht mit leeren Händen.
Das Klappzeug musste Stück für Stück,
um morgen wieder Spaß zu spenden,
ja in den Rumpelraum zurück.

Die Schlausten sind davongekommen,
weil sie ein Handtuch sich gerafft
und eine Miene angenommen,
als wär’n wer weiß wie sie geschafft.

Dafür sah andre schwer man schleppen
an manchem sperrigen Objekt,
ich will nicht grade sagen: Deppen,
doch wohl als Packesel perfekt.

Hier kam ein Sonnenschirm getragen,
‘ne Tasche da mit Schultergurt,
und dort ein Zelt, in dicken Lagen
zu einem Bündel festgezurrt.

‘ne Legion von Sonnenliegen
gab ihnen allen das Geleit,
die, um den Sand da rauszukriegen,
man schüttelte von Zeit zu Zeit.

Nicht nur die Zahl der Gegenstände,
auch die der Typen war enorm,
die hier im luftigen Gelände
entblößten ihre Leibesform.

Sie hatten ja den Strand verlassen
so wie sie waren, kaum bedeckt,
und eilten in die nahen Gassen,
zu sehen, wo ihr Wagen steckt.

Nicht apollinisch war die Szene,
viel eher nach Bacchanten-Art:
Mänaden, Satyrn und Silene,
vor allem, wenn sie schon bejahrt.

Der Schmerbauch war bei Herren Mode,
die Damen zierte Lendenspeck,
und auch der Rest war recht marode,
barocker Schwulst an jedem Fleck.

Doch umso mehr muss man bewundern,
wie frei man zeigte, was da quillt,
wo doch der schlanke Wuchs von Flundern
als Ideal der Schönheit gilt!

Ein Gutes hat er auch nun wieder,
der korpulente Nackedei:
Man glotzt ihm ständig auf die Glieder –
und denkt nichts Sündiges dabei.