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Herzlich willkommen II

Herzlich willkommenWie schön, euch heute zu begrüßen
in meinem Urlaubsdomizil!
Ihr seht, ich bin auf Pferdefüßen
als Barde immer noch mobil.

Denn Pegasus, den ich geritten
begeistert in der Heimatstadt,
den musste ich nicht lange bitten,
dass er mich hergeflogen hat.

Gefährt ist er mir und Gefährte –
der Gleichklang drückt wohl treffend aus,
wie hoch ich ihn auch hier bewerte,
zweitausend Meilen von zu Haus.

Am Abend, wenn die rosa Flammen
der Sonne schon gelöscht vom Meer,
schwing ich mich auf und, hopp!, zusammen
geht’s hinter flücht’gen Versen her!

Seht hier den Hauptteil schon der Strecke:
Fünf Strophen, schön in Reih und Glied,
bracht ich per Blattschuss um die Ecke,
für sie das Ende schon vom Lied.

Doch ist mein Jieper auf die Beute
mit dieser Quincunx nicht gestillt,
denn zu erlegen grade heute
bin ihrer sieben ich gewillt.

Ich hoff, ihr werdet’s nicht bereuen,
dass ihr so fern mich heimgesucht:
Sollt heitrer Dichtung euch erfreuen –
drum hab den Süden ich gebucht!

Eine Urlaubsszene

Eine UrlaubsszeneWie häufig hab ich nicht gesessen,
vom milden Hauch der Nacht umhüllt,
die Welt der Akten zu vergessen,
die sonst mein kleines Dasein füllt

In dieser Palme schönem Schatten,
beschirmend mich vorm Sternenlicht,
das scheu den Doppelzaun der Latten
gefiederten Gezweigs durchbricht.

Wie wohlig ist’s mir da gewesen,
wenn ich so sinnend draußen saß,
im Buch des Himmels noch zu lesen,
das niemand je zu Ende las.

Und über mir, am sichren Faden
im unerschütterlichen Bau
des Kosmos zeigten die Plejaden
in stummem Fluge ihre Schau.

Bisweilen huschte an der Mauer
ein Tier noch, oder am Balkon:
Dann war’s ein Gecko – kurze Lauer,
im nächsten Augenblick davon!

Kaum noch ein Laut ließ sich vernehmen.
Selbst die Zikaden gaben Ruh.
Vom Strand her nur, so schien’s mir, kämen
noch dumpfe Seufzer ab und zu.

Mit seinen alterskrummen Knorren
stach schwarz der Ölbaum von der Wand,
ein Greis, verwunschen und verworren,
der als Gespenst hier festgebannt.

Nicht weit davon, dem Blick entzogen
wusst ich Zitronen überreich,
die schwer an ihren Ästen wogen,
doch blutleer nun und seltsam bleich.

Wie hieß doch gleich noch diese Blume,
die farblos starrte aus dem Dust
von ihres Beetes trockner Krume?
Ich weiß nur, dass ich’s mal gewusst.

Ein Kerzchen wachte mir, zu hüten
den letzten Funken trüber Sicht.
Oleander schwamm in dunklen Blüten.
So träumend braucht ich Träume nicht.

November

imagesE5U148G3Am schönen Ort der Muße endlich wieder.
Im Flug hat mich die Kiste hergebracht.
Drei Stunden auf metallischem Gefieder.
Und dann die Landung, supersacht.

Als erstes wieder: Torre, Promenade
am Meer, am rauschenden, am Meer!
Und hui, wie peitscht entfesselt grade
der Wind die Wellen vor sich her!

Im Sonnenschein. Aus blau entblößten Weiten,
an denen hier und da Gewölk noch klebt.
Azur, das ohne Zucken und Gezeiten
kristallen überm Chaos schwebt.

Das Wollene kannst du vergessen,
so wohlig liegt die Wärme auf der Haut.
Nein, Dünnes ist hier angemessen.
Ich sag es ja: Der Himmel blaut.

O diese Tage, herbstzeitlose
nenn ich bewundernd sie,
der ich wie weiland Vater Mose
aus meiner Kälte Knechtschaft flieh.

Nur wenn, gleich einem heißen Eisen
ins Bad getaucht, der Ball verglüht,
mag dir ein Frösteln wohl beweisen:
Es wintert auch, wo Lorbeer blüht.

Und wo die, die nach Sonne hungern,
gesättigt jüngst sich noch am Strand,
sieht man zuhauf nun Möwen lungern
wie eine Plage, gottgesandt.

Nein, eher wie zur Andachtsstunde
man schweigend sich zu sammeln pflegt,
so schaun sie, wie das große Runde,
der Sonnengott sich schlafen legt.

 

Heimwärts

AbschiedJetzt heißt es wieder Abschied nehmen
von dieser trauten, fremden Welt –
die Zeit, sie lässt sich ja nicht zähmen:
Der Zeiger steigt, der Zeiger fällt.

Sind hier nicht Träume wahr geworden?
So: dass ich unter Palmen ging?
So: dass die Blässe aus dem Norden
sich Farbe aus der Sonne fing?

Und dass mit tausend Sternenhaufen
die Hänge ringsherum bestückt,
die klaglos sich ins Nichts verlaufen,
wenn Grün allein den Ginster schmückt?

Ich hab es wieder sehr genossen.
Es hat mich wieder sehr gefreut.
Doch dies Kapitel: Abgeschlossen.
Bedauert, aber nicht bereut.

Zum Alltag muss ich ja erwachen,
dass ich die Träume mir verdien –
ein rundes Sümmchen Kohle machen,
um neuerlich ins Licht zu ziehn.

Will also meine Trauer enden,
bevor denn, ach, das Herz mir bricht –
hier an des Blattes Klagewänden
nur heulen für dies Kurzgedicht!

Kleiner Unterschied

Meer plus DampferAuch hier hör ich den Kühlschrank summen,
Geräusche von der Straße her,
Gelächter flammen und verstummen,
die Spüle gurgeln hohl und leer.

Auch hier hör aus dem Hause scharren
ich dann und wann des Nachbarn Schritt,
von irgendwo die Dielen knarren,
ein Husten und ein Räuspern mit.

Auch hier seh ich von mildem Scheine
die Küche wunderlich erhellt,
dass unversehens und alleine
die Lust zu dichten mich befällt.

Auch hier seh ich den Tisch bereitet
mit Griffel, Flasche und Papier,
bevor die Fantasie sich weitet
zum Ritt auf ihrem Flügeltier.

Und fühl auch hier den süßen Frieden
der häuslichen Geborgenheit,
ein himmlisch Zion schon hienieden,
enthoben quasi Raum und Zeit.

Und lass auch hier mit gutem Schwunge
die Mine kreisen übers Blatt,
zu zeigen, was die Seelenzunge
an Schönem auf dem Herzen hat.

Doch würdet ihr mich deshalb fragen,
was überhaupt denn anders wär:
Die Welln, die hinterm Hause schlagen,
die Weite, die es schaut, das Meer!

Rückblick

imagesEEB3GS46Ein Gläschen noch vorm Schlafengehen
besinnlich diesem Tag gewährt –
der wieder schön war, unbesehen,
und würdig solcher Urlaubszeit.

O wie in tausend Serpentinen
nach Cómpeta der Weg sich wand,
dem Blüten statt Laternen schienen,
als Tag-Geleucht vom Lenz gesandt!

Und wie wir in Canillas schritten,
dem weißen Nest auf Bergeshöh,
das Gässchen säuberlich durchschnitten
wie Schneisen in gefrornem Schnee.

Dann Salobreña, wo sich eben
begrünte Flur am Meer erstreckt,
aus der sich jäh die Felsen heben,
Giganten, aus dem Schlaf geschreckt.

Im Schlummer sahen friedlich liegen
indes wir Almuñecars Strand,
wo flüchtend einst an Land gestiegen,
der da in Stein gehauen stand.

So könnt ich manches noch berichten
von diesem und von jenem Fleck,
um euch die Hucke voll zu dichten
frisch von der Lotterleber weg.

Könnt von El Borge euch erzählen,
zu Ostern festlich aufgeblüht,
dass die paar hundert Dörflerseelen
in eine Kneipe sich bemüht.

Benamocarra auch erwähnen,
das sonst von sich nicht reden macht,
wär nicht des Landmanns Schweiß und Tränen
hier durch ein Denkmal still gedacht.

La Mezquitilla nicht vergessen,
wo wir vergeblich Platz gesucht,
ein Häppchen mittäglich zu essen:
Von jedem Tischtuch schrie’s: Gebucht!

„Oasis“, wo am trauten Tresen
wir manch gestieltes Glas geleert
und wo zwei holde Albions-Wesen
uns mit Theaterluft genährt.

Und oh!, ich wag es kaum zu schreiben,
der Magen dreht sich mir fast um,
in Almayate unser Treiben
zwei Fußbreit vorm Delirium!

Wie schön! Und schön auch hier zu hocken,
dass alles mir Revue passiert.
So geht und macht euch auf die Socken,
prüft selbst, ob ich euch angeschmiert!