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Gesammelte Werke

Vom Wickelkind zum Mümmelgreise
bleibt wunderbar der Mensch sich gleich,
ein Proteus auf der Lebensreise,
integer und verwandlungsreich.

Kaum fing die Zunge an zu stammeln
und hat nach Taten man gestrebt,
begann die Marken man zu sammeln,
wie Mutter sie auf Briefe klebt.

Da warn die prächtigsten Motive
auf so ein Fitzelchen gebannt,
dass die Begeist‘rung, die naive,
zum Gipfel sie der Kunst ernannt.

Dazu kam noch das steif Gedruckte,
das an den Rändern nur erscheint,
wie „Suomi“, das stets mich juckte,
bis ich dann wusste, was es meint.

‘ne frühe Sprach- und Länderkunde
aus diesem schönen Sammeltrieb,
die später in der Grundschulstunde
man gern mir auf mein Konto schrieb.

Beliebte andere Objekte
warn bunte Murmeln (Glas und Ton),
die man sich in die Taschen steckte
zur nächsten Spiel- und Tauschaktion.

Und kamen die dann aus der Mode,
weil man sie jäh zu kindlich fand,
begann ‘ne lange Periode,
da man dem Bier sich zugewandt.

Das heißt den Pappe-Untersätzen,
die Gläser darauf zu postiern,
damit den Tisch sie nicht benetzen,
sofern sie Feuchtigkeit verliern.

Und Streichholzschachteln, Minerale,
Oblaten, Künstlerkonterfeis
und silberglänzende Pokale
als eines Wettkampfs Siegerpreis.

Soweit ist harmlos es beschaffen,
das große Hobbykabinett,
doch es umfasst auch manchmal Waffen –
Pistole, Messer und Florett.

Ist Streitlust dann zu unterstellen?
Gewaltbereitschaft von Natur?
Vielleicht. Doch in den meisten Fällen
wohl Spaß an blankem Trödel nur.

So fort bis in die späten Jahre,
wenn mancher, seines Werts bewusst,
drei Schritte nur noch von der Bahre
sich Orden heftet an die Brust.

Doch wird er damit Eindruck schinden?
Den Nimbus militanter Kraft?
Man wird ihn wohl nur kindisch finden –
und umso mehr auch greisenhaft.

Für Waffennarren

So eilt nur, Brüder, zu den Waffen,
auch wenn zurzeit kein Streit in Sicht,
es gilt, Gewissheit sich zu schaffen,
dass notfalls dieser Joker sticht.

Und wenn gesalbt ihr sie in Händen
wie Kerzen in ‘ner Prozession,
dann spürt, wie sie euch Segen spenden
zu künft’ger Siege süßem Lohn!

Versteht sich: Nicht zu Überfällen
sei so ein Prügel rasch zur Hand;
bloß gegen solche Spießgesellen,
die gegen euch den Hahn gespannt.

Nur Notwehr darf den Abzug drücken –
nein, wartet, dieses Bild ist schief,
denn mit dem Wort auch die sich schmücken,
die gern sich wehren präventiv.

So hat zu defensiven Zwecken
der Colt auch seinen Ruf verlorn
und sollte endlich doch verrecken
als Schnapsidee, die tot geborn.

Das sehn auch die, die uns regieren,
und wärn das Teufelszeug gern los,
weshalb sie’s kräftig exportieren,
und zwar zu Friedensfürsten bloß.

Da red man nicht von schnödem Schacher!
Es geht ja auch um Wohl und Weh
der Dealer und Geschäftemacher
und ihr Verdienst ums Staatsbudget!

Indessen bleibt das Unbehagen,
dass keineswegs genug geschieht,
um diese Pest zu Grab zu tragen,
die ewig Gräber nach sich zieht.

Als ob wir nicht ein Beispiel hätten,
das mutig an die Dinge rührt –
das Warnsignal bei Zigaretten:
Genuss, der auf den Friedhof führt!

Was zeigt, dass unsrer Führungsriege
es an Entschlossenheit nicht fehlt
und sie im Anti-Tabak-Kriege
ihr Äußerstes an Mitteln wählt.

Was hindert sie, beim Waffenhandel
genauso konsequent zu sein
und ihren edlen Sinneswandel
als Warnung in die Welt zu schrein?

„Dies Schießgewehr hier zu gebrauchen,
kann Folgen haben, die fatal,
denn wenn der Lauf beginnt zu rauchen,
krepieren Menschen jedes Mal.“

Der münd’ge Bürger allerorten,
der sonst zur Flinte griff im Zorn,
er wirft bei diesen schönen Worten
sie unverzüglich wohl ins Korn.