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Halb zog sie ihn

Dass sich die Menschen unterscheiden,
das hab ich auch schon mitgekriegt.
‘ne Menge davon mag ich leiden,
‘ne andere mir nicht so liegt.

Ich will euch mal ein bisschen quizzen
nach denen, die ich gerne mag!
Na, glaubt ihr es denn schon zu wissen?
Genau – die von dem stillen Schlag.

Die nicht so viele Worte machen.
Die sagen, was zu sagen ist.
Die lieber schweigen, statt mit flachen
Sentenzen zu erhöhn den Mist.

Doch Wunsch und Wille sind zwei Dinge,
die man nicht einfach steuern kann –
man tappt dem Zufall in die Schlinge,
das heißt, dem Falschen irgendwann.

Du hebst dich morgens aus dem Bette,
erklärter Feind des Redeschwalls,
und hast statt Ruhms wie eine Klette
das reinste Plappermaul am Hals!

Und bla und bläh, die Wortkaskaden,
sie prasseln dir so um die Ohrn,
dass eins, zwei, drei den roten Faden
der frohen Botschaft du verlorn.

Ja, selbst das höllische Getöse,
mit dem der Wasserfall uns schreckt,
hat unsre biedere Souffleuse
zu toppen sich zum Ziel gesteckt.

Verkümmert ihre sanften Töne,
fortissimo aus voller Brust:
Solln alle hören, wie ich dröhne
im Überschwang der Lebenslust!

So hock mit ihr an manchen Tagen
ich, in mein Pokerface gehüllt,
doch mit ‘ner Menge Mulm im Magen,
wenn jäh sie nach dem Kellner brüllt.

Dann rutscht das Herz mir in die Hose,
ich wünschte weg mich meilenweit,
da jene in Walküren-Pose
noch einmal nach Bedienung schreit.

Ihr sagt so leicht: Dann schieß die Alte
doch kurz entschlossen auf den Mond!
Ach, wärn da nicht die Sachverhalte,
dass man sie lieber doch verschont.

Auf diesem und auf jenem Felde
hat sie als nützlich sich bewährt,
so dass ich ehrlich hiermit melde:
Die Gute ist nicht ganz verkehrt.

Es ist ihr Herz, das sprengt die Kehle
gelegentlich mit Donnerhall –
ein Fleckchen nur auf ihrer Seele,
die lauter wie ein Wasserfall.

Teilweise paradiesisch

Der Urlaub und die süße Stille,
die dem Gestressten er verheißt –
‘s ist längst der Seele Wunsch und Wille,
dass sie an diese Küste reist.

Kann ihr was Besseres passieren?
Von Schnee und Regen keine Spur.
Hier scheint die Sonne … zu regieren
beharrlich über Flut und Flur.

Und treibt selbst an den Wintertagen
noch manche Blüte aus dem Busch –
Hibiskus sieht man feurig ragen,
Trompetenblumen hängen: Tusch!

Das Meer, bis an die Kimm und weiter
ein ewig zuckendes Reptil,
gibt sich hier friedlich meist und heiter
und bäumt bedrohlich sich nicht viel.

Wenn Paradies nicht, dann Idylle.
Und der betagte Wandersmann,
dass seinen Traum er sich erfülle,
er siedelt sich hier fröhlich an.

Doch bleibt nicht ungetrübt die Freude,
wie alles seine Kinken hat –
die Nachbarn im und ums Gebäude,
sie setzen oft die Stille matt.

Die Straße, die sich schnurgerade
entlang der Meeresküste zieht,
empfiehlt sich dem bereiften Rade
als ideales Renngebiet.

Den Gang hier möglichst höher schalten
und volle Pulle ins Pedal,
um seine Kiste zu entfalten
zum Gipfel der Umdrehungszahl!

Die lässt sich das nicht zweimal sagen
und zieht miteins gewaltig an,
dass ihren Motor vor Behagen
man weithin heulen hören kann.

Doch auch der Strand, der als Oase
der Ruhe schlechterdings mir galt,
entpuppte sich in mancher Phase
als Quell akustischer Gewalt.

Lokale, die sonst friedlich schlummern
im Küchendunst von Speck und Öl,
sie lassen samstags Bässe wummern
zu eines Barden Pop-Gegröl.

Wer zu beschaulicher Lektüre
an diesem Tage sich bequemt,
dem hätten Wagner und „Walküre“
nicht wirksamer das Hirn gelähmt.

Ja, selbst die abonniert auf Frieden,
die Kirche drüben macht Verdruss,
wenn sie die Klöppel schwingt hienieden
für Messe oder Angelus.

Doch ist das alles noch nichts gegen
das hausinterne Potenzial,
das tausendfach mit Hammerschlägen
dem Donnergott die Schau schon stahl.

Und um ihn noch zu übertönen
mit Lärm, der an die Nieren geht,
lässt öfter man ‘nen Bohrer dröhnen,
der noch spätabends Löcher dreht.

Genügend Gründe, umzutauschen,
was man so fehlerlos mir pries?
Im Bett nachts, wenn die Wellen rauschen,
erwacht der Traum vom Paradies!

Imagepflege

ImagepflegeWer hat dir diesen Namen, der so dröhnt, verliehen,
wer weihte dich dem Wütrich mit dem Hammerschlag?
Ich seh dich sang- und klanglos ja vorüberziehen,
in Windeseile wie gewöhnlich, Donnerstag.

Kaum würd ich deines Auftritts heut mich noch entsinnen,
wär’s beim Lever nicht stets das gleiche Ritual –
mit Katzenwäsche einen neuen Tag beginnen,
dann Frühstück fassen: Brötchen oder Toast nach Wahl.

Und auch danach kann deine Fährte ich nur finden,
weil ich wie stets die Zeit mir im Büro vertreib,
um größtenteils in klugen Worten mich zu winden,
die aus dem Hals ich hauche oder niederschreib.

Du lebst ja nicht im Striche kräftiger Konturen –
als vager Abglanz nur der Dinge, die geschehn.
Auch heute hab ich auf des Klappkalenders Spuren
nur flüchtig dich mit deinem Kürzel „Do“ gesehn.

Kannst, graue Maus, du dich nicht endlich mal ermannen?
Renn doch nicht immer fix und feige aus dem Blick!
Die Götterkeile, lass mit Stürmen sie bespannen
und stolz als deine Boten auf die Erde schick!

Wo nicht, dann lass dich doch auf andre Weise spüren:
Die Mittagssonne färbe grün am Firmament,
zeig blond und busig uns die wackeren Walküren,
`nen armen Sünder, der im Fegefeuer brennt!

Bestirn die Nacht mit Diamanten, Amethysten,
dem vollen Mond gib – Punkt, Punkt, Bogen – ein Gesicht,
lass Rosen blühen an den sand`gen Meeresküsten,
die man für Nixen, zum Verlieben schön, nur bricht!

Hör auf, so blutlos schemenhaft davonzuhuschen,
und würdig deinen mächt`gen Namen wieder trag.
Lass dir nicht mehr ins altverbriefte Handwerk pfuschen:
Sei wieder Donnerstag, der mit dem Paukenschlag!