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Notverkostung

Der Wein, den just ich konsumiere,
hat zwanzig Jahre auf dem Hals –
ein Greisenalter schon für Biere,
doch nicht für Bacchus jedenfalls.

Der hier, von Bordelaiser Lage,
ist mir durchaus noch nicht suspekt,
doch heut erginge an mich die Frage,
ob der denn überhaupt noch schmeckt.

Der Anlass war mir hochwillkommen,
da grad ich auf dem Trocknen saß –
ich hab vom Holzrost ihn genommen,
wo fleißig er am Korken fraß.

Der beim Kontakt mit der Spirale
in tausend Krümel gleich zersprang,
dass erst beim dritten, vierten Male
ihn aus dem Loch zu ziehn gelang.

Ein böses Omen? Beim Probieren
hat den Verdacht er gleich zerstreut.
Er lässt sich zwar nicht mehr prämieren,
den Gaumen aber noch erfreut.

Es gibt noch mehr von diesen Flaschen,
die kühl des Kellers Staub umspinnt
und die nun endlich zu vernaschen,
bevor sie ungenießbar sind.

Da hilft nichts, als sich vorzuknöpfen
das ganze muffige Regal
und vorzugsweise die zu köpfen,
die alt schon und womöglich schal.

Wenn so ‘ne permanente Probe
auch neue Pflicht und Mühe schafft,
ich heb den Finger und gelobe:
Wat mutt, datt mutt. Her mit dem Saft!