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Fauler Kompromiss

Wenn aus der schatt’gen Stadt ich flüchte
und Sonne suche auf dem Land,
find oft des Sommers schönste Früchte
in Wipfeln ich am Wegesrand.

Ob Äpfel, Birnen oder Beeren,
das springt so üppig aus dem Grün,
dass ihrer Macht mich zu erwehren
vergeblich würd ich mich bemühn.

Was ich aus der Natur mir pflücke,
ist dieser ja auch piepegal –
der Mensch nur lässt ihr keine Lücke
und nimmt sie in Besitz total.

Das heißt, die Dinge, die da prangen,
sind ganz und gar nicht herrenlos,
und irgendwer kann dich belangen,
wenn du sie sammelst in den Schoß.

Wie auch in manchem andern Falle,
der’m Rechtsempfinden widerspricht,
schützt unsres Bundesadlers Kralle
Besitzer, doch Bedürft’ge nicht.

Der Birnbaum, dem die Früchte purzeln
aus seinem trächtigen Geäst,
muss stets im „Eigentume“ wurzeln,
auch wenn man sie verfaulen lässt.

Ein Herr von Ribbeck leider wäre
gewiss als Lösung übereilt –
wer hat schon so viel Ritterehre,
dass er sein Gut mit andern teilt?

Doch geh und dein Vermögen züchte
per Firmen- und Finanzgeflecht –
dann grapschst du dir die Arbeitsfrüchte
von Tausenden – systemgerecht!