Schlagwort-Archive: Zeus

Allgemeine Sonntagsruhe

Allgemeine SonntagsruheIhr glaubt, auf diesen sonntagsleeren,
den Straßen unten sei nichts los?
Ein Festival der Feuerwehren –
das Gegenteil von Abrams Schoß!

Nicht enden wollendes Getute,
das kaum ‘ne kurze Pause kennt,
da ausgerechnet diese Route
zu allen Punkten führt, wo’s brennt.

Und dass dies höllische Gedröhne,
mit dem man übers Pflaster flitzt,
die angemessne Optik kröne,
ein Blaulicht auf den Blechen blitzt.

So boxen sich die Dioskuren
gemeinsam ihre Wege frei:
Dem Auge der Verblendung Spuren,
dem Ohr ‘ne Anti-Loreley!

Natürlich weiß ich um den Nutzen,
der Leiter, Beil und Schlauch entspringt,
und würd doch gern die Platte putzen,
wenn er so schrill sich selbst besingt.

Zumal, ihr habt es schon erraten,
dem Dichter heilig seine Ruh,
dass mit dem Versfuß er kann waten
in seichten Träumen immerzu.

Soll er nicht auf den Sabbat setzen,
der für besonders friedlich gilt?
Den keine heißen Hunde hetzen
wie sonst der Wochentage Wild?

Nun ja, es liegen an der Kette
gewiss die meisten Köter heut.
Doch reicht nicht einer, dass die Stätte
sich ihres Friedens nicht erfreut?

Und schon der nächste rote Kasten,
wie er mit Donner naht und Blitz!
‘ne Gegend hier, um auszurasten:
Thor, Zeus und Jahve. Göttersitz.

Drückende Stille

Drückende StilleDes Tages Lärm wie weggeblasen,
Asphalt und Pflaster menschenleer.
In hunderttausend Metastasen
steigt Stille aus dem Häusermeer.

Von keinem Windstoß unterbrochen,
von keinem Seufzer der Natur.
Nur von der Wand ein leises Pochen
im Herzschlag einer Küchenuhr.

Das ganze Haus, es scheint zu ruhen.
Nicht eine Diele, die wo knarrt.
Kein rüder Tritt von Straßenschuhen
fällt auf die Treppenstufen hart.

Was Wunder, dass auch meine Stube
an dieser Stille fast erstickt,
die wie gepresst aus einer Tube
so gelhaft glasig eingedickt.

Ein Lämpchen leuchtet meinen Zeilen
mit seinem Lichte, unbewegt,
um diese Grabesruh zu teilen,
die schwerelos es weiterträgt.

Auch droben, wo die Dächer enden,
füllt Schweigen den gewalt’gen Raum,
hält Zeus, statt Blitze zu versenden,
den Zorn, den göttlichen, im Zaum.

Und diese säckeweise Funken,
die wahllos in die Nacht gestreut:
nichts weniger als feuertrunken,
nein, Glut, die sich der Asche freut.

Da gleitet etwas durch die Sterne:
ein Flugzeug, Reisende an Bord!
Doch lautlos in der großen Ferne;
ein Blinken – und schon wieder fort!

Wenn wenigstens ein Anruf wäre!
Doch auch das Telefon bleibt stumm.
Ich fühl der Stille ganze Schwere –
als Last, nicht als Mysterium.