Termine, Termine

An Status und Salär gemessen
ein Schwergewicht, ein hohes Tier,
das, ganz von seinem Job besessen,
die höchsten Ziele im Visier.

Ein Feldherr etwa und Stratege?
Vielleicht ein Wirtschaftskapitän?
Ein Sportler, dem die Gegenschläge
schon an der Nase abzusehn?

Politiker! Und hochgekommen
von tief aus dem Parteienpfuhl,
bis endlich er dann Platz genommen
„verdient“ auf ‘nem Ministerstuhl.

Doch nicht, um da nur rumzusitzen.
Hat ihm bloß Arbeit eingebracht.
Besuch empfangen, Ohren spitzen.
Und das gleich morgens um halb acht.

Besprechungen und Konferenzen,
so geht’s den lieben langen Tag –
und keine davon will er schwänzen,
weil Schwäche er nicht zeigen mag.

Die Pausen, die dazwischenliegen,
sind wirklich nicht der Rede wert,
da kann er Akten überfliegen,
wobei er sich von Brötchen nährt.

Dann irgendwo ‘ne Rede halten
vor dem und jenem Fachverein,
das trägt zumindest in den Spalten
der Presse ihm ‘ne Zeile ein.

Präsenzpflicht ist ja auch gegeben
in Kabinett und Parlament,
um seine Stimme zu erheben,
wenn im Ressort die Hütte brennt.

Eh er auf „Runterfahren“ klicken
und seinen Schreibtisch räumen kann,
wird er nach Haus den Fahrer schicken,
steht draußen kein Termin mehr an.

Und seine Frau? Die pflegt zu warten
und fällt ihm niemals in den Arm.
Sie pütschert im Gemüsegarten
und stellt ihm die Kartoffeln warm.

(Sofern sie selbst in Amt und Würden
und hat Termine bis zum Hals,
gilt’s solche Dinge aufzubürden
‘ner Küchenhilfe jedenfalls.)

Und kommt er abgekämpft nach Hause,
erschöpft so sehr wie aufgekratzt,
macht er sich frisch am Fuß der Brause,
bevor er sich dann müde schwatzt.

Muss sich der Bürger da nicht freuen,
dass wer ergreift für ihn Partei –
und ohne ‘nen Beschluss zu scheuen,
wie wichtig auch die Sache sei?

Die Frage könnte ich mir schenken.
Den Kinken sehen andre auch.
Wo bleibt denn da noch Zeit zum Denken?
Regieren aus dem hohlen Bauch.