Theorie

VerfassimagesR5GBFWCYt man wirklich nur Gedichte,
fällt einem grade mal eins ein
(Zitat nach Fried)? In diesem Lichte
könnt niemals ich ein Dichter sein.

Entstehen wirklich nur Poeme,
wenn hundertfach man’s neu probiert
(So Rühmkorf)? Meinen Hut ich nähme
als nicht für Lyrik talentiert.

Erfordert Kunst, dass man sich schinde?
Braucht sie den seltnen Geistesblitz?
Ach was! „Ich suche nicht, ich finde“.
(Picasso). Ja, das ist der Witz!

Man hockt sich vor der Fläche nieder,
sei’s Leinwand oder Büttenblatt,
und, schwupp, da purzeln sie schon wieder
die Kreise, Striche, Schnörkel satt!

Ein Künstler kehrt mit leeren Händen
von seiner Muse nie zurück –
was er beginnt, wird er vollenden,
und war’s ein Anfang auf gut Glück.

Natürlich (doch in seltnen Fällen)
geht auch mal gar nichts: Hirn blockiert.
Muss er sich dann in Frage stellen?
Nein, reicht schon, wenn er dann pausiert.

Hast du die Kunst erst mal begriffen,
wird alles dir zum Diamant.
Erst Rohling, dann kurz nachgeschliffen –
und schon ein Meisterwerk: Brillant!

Doch müssen Dichter sich nicht schleichen
wie Cardillac zur Missetat:
Sie können leicht ihn weiterreichen –
er ist Legion, nicht Unikat.

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