Turmbau

TurmbauDa sitz ich wieder weltvergessen
und brüte meine Verse aus,
um sie in Strophen einzupressen
als Ziegel für ein Musenhaus.

Der Bau ist schon sehr weit gediehen
was weiß ich bis zu welchem Stock,
weil täglich in die Arbeit knien
mein Stift sich und mein Skizzenblock.

Und das seit soundso viel Jahren,
seitdem den Grundstein ich gelegt,
um ein Gebäude hochzufahren,
das deutlich meine Handschrift trägt.

Doch ging’s mir nicht um Sensationen,
Rekorde, Monumente gar –
vom Spaß allein ließ ich mir lohnen
den Schaffensdrang, der es gebar.

Solange der noch ungebrochen
sein Herzblut in die Zeilen steckt,
ist nicht das letzte Wort gesprochen,
nicht abgeschlossen das Projekt.

So liegt wohl noch in weiter Ferne
das Richtfest vor dem Zapfenstreich,
geht‘s doch vielleicht bis an die Sterne,
dem alten Turm zu Babel gleich.

Zu welchen Hirngespinsten, irren,
sich da die Eitelkeit versteigt!
Wie leicht die Wörter sich verwirren,
hat jener Bau doch grad gezeigt!

 

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