Vertrauter Spaziergang

Vertrauter SpaziergangWie ist das alles hochgeschossen,
seitdem ich es zuletzt gesehn!
Drei Jahre sind wohl schon verflossen,
drei Jahre, die gefühlt wie zehn.

Dies Mammutblatt mit seinen Ohren,
dem Elefanten abgeschaut,
es schoss, zu Höherem geboren,
am allerstärksten wohl ins Kraut.

Doch auch was sonst in Beet und Wiese
an Flora hier und da gedeiht,
war ähnlich hypertroph wie diese
emporgewuchert mit der Zeit.

Wenn’s noch in voller Blüte wäre –
es stünde gut ihr zu Gesicht!
Doch traf sie schon mit ganzer Schwere
des Welkens schlimmes Strafgericht.

In wild verworrenem Gewölle,
dem alles Leben ausgepresst,
lag offen hier die Pflanzenhölle
mit Blatt und Halm als Schattenrest.

Vertraut und traurig gleichermaßen:
Erinn’rung trifft auf Gegenwart.
Da ist mit Freude nicht zu spaßen –
weh dem, der seine Tränen spart!

In diesem Garten jede Blume
ließ meine Seele einst erblühn –
und heute, nach des Sommers Ruhme,
wir beide durch den Herbst uns mühn.

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