Verwöhnter Pegasus

Das Öfchen liefert seine Wärme
auf bloßen Knopfdruck höchst bequem,
im Übrigen dazu als Therme,
die Kühle pustet, je nachdem.

In Sommer- wie in Wintertagen
weiß dieser Klimaflüstrer Rat –
spendiert der Stube Wohlbehagen
mit eingebautem Thermostat.

Kaum noch zu glauben, dass vorzeiten
wir hilflos allem ausgesetzt –
dem Frost mit seinen Widrigkeiten,
der Hitze, die mit Schweiß benetzt.

Kamine? Holz- und Aschestätten
mit eingeschränkter Feuerkraft.
Die Glut, die da gebraucht wir hätten,
hat’s höchstens bis zum Bauch gebracht.

Der Reiche hat ein Kohlebecken
zur Seite sich noch angesteckt
und ließ so auch den Hintern schmecken
der Wärme wohligen Effekt.

Indessen der, den Gottes Gnade
sich auserwählt zum armen Tropf,
zog wollne Socken um die Wade
und nachts ‘ne Mütze übern Kopf.

Und dennoch gab es Unentwegte,
die ihrer Feder nicht entsagt
und was im Innern sie erregte
poetisch dem Papier geklagt.

Dabei galt’s nicht nur zu entbehren
ein gut geheiztes Domizil,
nein, auch der Finsternis zu wehren,
die große Leuchte, sie entfiel.

Die Kerze, die in meiner Zelle
romantisch mir ins Auge sticht,
war damals oft die einz’ge Quelle
für eine Handvoll trübes Licht.

Doch hat die Fantasie gelitten,
verkümmerte die Schaffenskraft?
Das Bäumchen, tausendfach beschnitten,
stand umso mehr in vollem Saft.

Jetzt hör ich einige schon lästern:
Wohlan denn, süffiger Poet,
schraub deinen Lichtbedarf auf gestern
und stell auf null dein Heizgerät!

Wird deiner Kunst zugutekommen,
die träge auf der Stelle tritt
und längst den Holzweg schon genommen
zum klassisch-lyrischen Verschnitt!

Den Ratschlag nehm ich gern entgegen;
mir selbst ja auf den Zeiger geht,
ein Ei dem andern gleich zu legen,
sodass kein Hahn mehr danach kräht.

Will also beim Gedichte-Kreißen
stets darauf achten, dass sie rund
und statt der braunen nur und weißen
auch eine Menge kunterbunt.

Doch ohne Wechsel der Methode!
Die Wärme nebst dem Schummerlicht,
ganz losgelöst von jeder Mode,
mir noch das dickste Ei verspricht.

Wie? Ja, ihr könnt mich Weichei schelten,
das gilt mir wie ein Luther-Furz!
Doch haust ihr selbst in offnen Zelten
asketisch nur mit Lendenschurz?

Habt ihr nicht auch dem Lauf der Zeiten
euch unwillkürlich angepasst
und würdet schwerlich rückwärts schreiten
zu Tagen größrer Müh und Last?

Das letzte Urteil überlasse
man doch der Musen feinem Ohr!
Ich fürchte nur, auf dem Parnasse
hat durchaus Sinn man für Komfort.