Viel zu schwül

Viel zu schwülMit dieser Schwüle werd ich niemals Frieden schließen.
Zwei Tage hab ich mich nicht aus dem Bau gerührt.
Solln andre dieses „Warm und sommerlich“ genießen,
das Schauder bei mir nur und Ekel schürt!

„Auch heute können wieder wir für Hitze bürgen –
ein super Tag beschert uns bis zu 30 Grad“.
Ich könnt die Tussi mit der Honigstimme würgen,
die Sonnenfetischistin da im Apparat.

Viel lieber würde ich durch Gothab stapfen,
dem Eiswind stellen mich in Labrador:
Kristall’nes Weiß ringsum und glas’ge Zapfen,
ein Pelzchen über Bauch und Ohr.

Dazu ein Grog am prasselnden Kamine,
der die erstarrten Glieder neu belebt –
viel schöner, als wenn warm wie Vaseline
dir Schweiß, igitt!, am Körper klebt.

Es gibt kein schlechtes Wetter, wie wir wissen,
nur Kleidung, die dazu nicht passen will –
doch hast du alles dir vom Leib gerissen,
schmorst du erst richtig auf dem Sonnengrill!

Vor Eis und Schnee kann man sich schützen,
bei Sturm und Regen helfen Schirm und Hut,
doch was hilft gegen schweiß’ge Pfützen
aus tropenfeuchter Treibhausglut?

Ganz ruhig, nur nicht ohne Not bewegen –
ein Schritt zu viel, da sprudelt es schon los!
Ein Ventilator ist da`n wahrer Segen,
kühlt er den Bug auch vorne bloß.

Doch wenn die Flammenschwerter blitzen
und krachend diese dicke Luft zerhaun,
dass ihr die Teilchen nur so auseinander spritzen,
statt sich zu neuem Nass zu staun,

Und wenn in einer rauschenden Kaskade
der Himmel seiner Fluten sich entlädt,
damit die Erde wieder jung er bade,
die jetzt so sterbenselend vor ihm steht,

Dann ist der Jammer überwunden,
dem ja nicht ewig Zeit geliehn;
dann hab ich meinen Sommer noch gefunden –
und seinen Tort ihm sicher bald verziehn!