Vor der Taverne

Vor der TaverneDen Blick aufs offne Meer gerichtet,
saß ich bequem im Korbgeflecht –
die Szene lieblich wie gedichtet,
real indes und lebensecht.

In Blau die Himmelsflur erblühte,
wo Lämmer grasten wollig weiß
und, dass sie diese gut behüte,
die Sonne stand in ihrem Kreis.

Und wohlig wiegten sich die Wellen
in ihrem aufgeheizten Bad
und sprühten Funken, zu erhellen
ihr nasses Kleid zum Sonntagsstaat.

Ein Segler draußen trieb noch träge
auf den verträumten Fluten hin.
Kein Motor, keine Ruderschläge,
nur Strömung für den Raumgewinn.

Die ersten Vögelchen schon flogen
zum Schlummer ins vertraute Nest,
das in der Palme Blätterbogen
sich wunderbar verbergen lässt.

Die Beine weit gestreckt vom Leibe
und tief in das Gestühl gesackt,
genoss ich meine Rentnerbleibe
wie dieses Dämmers letzten Akt.

Die Sonne sollte darin spielen
den größten, eindrucksvollsten Part –
aufs Herz des Horizonts zu zielen,
dass er verblute rosig-zart.

Wie gründlich ist das schiefgegangen!
Bevor zur Tat sie schreiten konnt,
wurd schwarz sie von Gewölk verhangen –
die Rettung für den Horizont.

Ich hab mein Tässchen ausgetrunken
und auf den Heimweg mich gemacht.
Da war die Sonne schon versunken,
und Sterne glühten in der Nacht.

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