Weit vom Schuss

Weit vom SchussIn meine Abendstille schneidet
von Zeit zu Zeit ein Martinshorn.
Die Schöpferkraft, tatü, sie leidet –
den Vers, tata, noch mal von vorn!

Die Musen hassen alles Laute,
weil die Gedanken es erstickt
und das im Geist bereits Gebaute
zu Hades bleichen Schatten schickt.

Was ausgebrütet, zu gebären
in Ruhe und Vollkommenheit,
ha‘m fern von allen Feuerwehren
die neun sich dem Parnass geweiht.

Da heben gut zweitausend Meter,
durch die vom Fuße sie getrennt,
sie abgrundtief aus dem Gezeter,
mit dem der Mensch durchs Leben rennt.

Das Einz’ge, was an leisen Lauten
da oben man zu hören kriegt,
ist, wenn – sogar in Äols Flauten –
ihr Flügelross die Runde fliegt.

Sie lieben es, dem Wind zu lauschen,
der seufzend um die Pinien streicht,
und Blicke zärtlich auszutauschen,
wenn ein Gefühl dem andern gleicht.

Sie lieben es, am Quell zu sitzen,
der sprudelnd aus den Felsen springt,
an Wellen, die im Strahle blitzen,
wenn Helios durchs Dickicht dringt.

Sie lieben es, emporzuschauen,
wenn sich der Sonnenwagen neigt
und auf entfärbten Himmelsauen
der Zug der sel’gen Geister zeigt.

Geräusche? Tödlich ihrem Sinnen.
Und der in ihren Spuren geht,
den Kranz aus Lorbeer zu gewinnen,
ist er robuster, der Poet?

Wenn unter ihm Sirenen kreischen
in stümperhafter Sangeslust,
so dass nach Mast und Fessel heischen
Odysseus nimmer hätt gemusst?

Wenn unter ihm die Hufe trappeln
PS-gewalt’ger Raserei,
dass ihm im Topf die Veilchen zappeln
nach Buch der Richter Stärke drei?

Den Drachen Lärm hat überwunden
weiß Gott der Heilige hier nicht.
Der wuchert gar mit seinen Pfunden,
dass ihn der Teufel selig spricht.

Wär’s nicht am besten, umzuziehen
weit weg in ein verschlafnes Nest?
Oh, zu den Musen möcht ich fliehen –
doch dieser Krach hier hält mich fest!

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