Wetterlage II

Wetterlage IIDie Stadt ist wieder weiß geworden,
schwarzbunt wie’s Vieh, das wiederkäut.
Ein wind’ger Bursche aus dem Norden
hat Schnee ihr übers Fell gestreut.

Nur die Fassaden stehn noch dunkel,
von trüben Stuben kaum erhellt,
doch ringsherum Kristallgefunkel,
wo Neon auf die Fläche fällt.

Und eine Wolkendecke droben,
die kein Maestro ausgemalt:
so grau wie’n alter Schweinekoben,
der mit zerfressnem Holz verschalt.

Wo sind die flotten Kavaliere,
die gern den Motor überdrehn?
Gebremst von dieser Seifenschmiere,
auf der die Reifen Schlittern gehn.

Erstickt in diesem dicken Linnen,
klingt dumpfer nun der seltne Laut
und langsamer scheint zu verrinnen,
die Zeit, die ihre Zukunft baut.

Es herrscht ‘ne feierliche Stille,
wo Weihnacht doch schon lange her!
Doch durch die ros’ge Gletscherbrille
schaut man der Krippe Wiederkehr.

Schon morgen sei der Schmelz geschwunden,
zerflossen vor ‘nem Hitzeschwall –
so der Bericht für Radiokunden.
Doch bleibt uns dies auf jeden Fall.

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