Die Stadt der Tauben

Die Stadt der TaubenWas für ein felsiges Gebilde
die Stadt, vom Dämmer jetzt umspült,
dass selbst die Taube, die einst wilde,
sich gurrend in ihr heimisch fühlt!

Man sieht hier tausend Türme ragen
gigantisch aus dem Häusermeer,
die könnten glatt den Himmel tragen,
wenn Atlas mal marode wär.

Und still zu ihren Füßen kauern
Gebäude, halb so hoch wie sie,
doch ebenfalls mit dicken Mauern
verbissener Monotonie.

Auch ist’s im Auf und Ab der Steine,
im Wellenschlag gebauter Welt
(was hilfreich wie ‘ne Rettungsleine)
mit Höhlen wunderbar bestellt

Wo es sich ausgezeichnet brütet
nach alter Taubenväter Art,
dieweil, selbst wenn ‘ne Windsbraut wütet,
vor Schäden man am Nest bewahrt.

An Speise scheint es nie zu fehlen,
ist seltsam auch der Tisch gedeckt –
doch muss man immer Körner wählen,
wenn vieles sogar besser schmeckt?

Nun hausen sie, zumeist in Paaren,
urban anstatt in Kliff und Kluft,
wo sie im Mangel sesshaft waren,
bevor Migranten sie der Luft.

Ich kann es ihnen nachempfinden,
dass sie geflohn in ihrer Not,
sich wen’ger irgendwo zu schinden
für ein paar Bissen täglich Brot.

Und haben sie nicht aufgegeben
nur schweren Herzens einen Fleck,
der Start und Stütze ihrem Leben
über Jahrtausende hinweg?

Wo flatternd sie im weiten Raume
der Felsenseligkeit geschweift,
sobald entwachsen sie dem Flaume
und zu beschwingtem Flug gereift?

Die Dämmerung hat zugenommen,
vertilgt des Lichtes letzte Spur.
Wie schön dies Taubengrau, verschwommen –
und draußen erst in der Natur!

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