Karriereknick

KarriereknickDer Herr der Tampen und der Taue
versprach vom Himmel uns das Blaue,
doch eh er dieses noch errang,
musst er zum letzten Urnengang.

Hat er nicht schon als Lausbub gerne
die anderen getriezt beim Spiel,
weil unbewusst in weiter Ferne
die Politik sein Lebensziel?

Inzwischen hat er sie durchlaufen,
in der Partei die Ochsentour,
und kann auf höchster Bühne raufen
mit Typen, die genauso stur.

Um Macht. Denn nur in Sonntagsreden
dreht alles sich ums Sachgebiet,
im Stillen aber um die Fäden,
die man in der Gesellschaft zieht.

Was für Gefühle ihn durchwallen!
Wie’n Käptn steht er, „Volle Kraft“!,
und unter ihm wie Meeresquallen,
gesichtslos, blass, die Wählerschaft.

‘ne Windsbraut bringt ihn nicht ins Wanken,
die stärksten Stürme steckt er weg.
Gottvater auf des Staatsschiffs Planken,
vier Jahre mindestens an Deck.

Wie selbstbewusst kann er befehlen!
Wie zäh entscheidet er allein!
Verkaufte dieser Kahn auch Seelen,
er hielt den Kurs noch strikter ein!

Zu neuen Ufern will er steuern,
wo uns ein neues Eden winkt,
und wird nicht müde ‘s zu beteuern,
selbst wenn der Jammer schon versinkt.

Denn er wird Schiffbruch nicht erleiden,
und wenn die ganze Crew ersäuft,
kann sich in Ruhm und Ehre kleiden,
von Laub und Lorbeer überhäuft

Dass er so tapfer ausgehalten
und eisern auf der Brücke stand,
als im Orkan der Volksgewalten
sein „mut’ger Kurs“ ein Ende fand.

Wär da nicht einer, der den Dingen
noch eine Wendung geben kann
mit seines Netzes feuchten Schlingen –
ihr wisst schon: der Klabautermann.

Der holt die Kerls aus der Kajüte
gerade so, wie’s ihm gefällt,
und sei es in der Jugendblüte –
ein Meister der „verkehrten Welt“.

Aus seiner Macht- und Leibesfülle
stößt er den Alten jäh von Bord.
Ein Staatsakt für die tote Hülle.
Die Quallen paddeln fröhlich fort.

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