Antikes Quantum

Antikes QuantumDa von der Flasche grünem Grunde
sticht dunkelrot der Pegel ab
des Weins, den mehrfach schon zum Munde
genüsslich ich gehoben hab.

Das heißt dass bis zum Halse oben
derselbe nicht mehr stehen kann –
mit meinem Gaumen kaum verwoben,
er gurgelnd durch den Abfluss rann.

Und wenn dann in den Magenwänden
behaglich erst sein Feuer glüht,
lässt er mir schöne Grüße senden,
mir zu erwärmen das Gemüt.

Dann fühl wie Faust ich ein Behagen,
der, auch erhitzt von „neuem Wein“,
fand Mut, sich „in die Welt zu wagen“
und fest in jedem Sturm zu sein.

Nun, mein Gewinn an Zuversichten
ist nicht so faustisch weit gespannt,
doch regt sich jäh die Lust zu dichten,
als hätte Bacchus sie gesandt.

Ach, mit mänadisch wüsten Tänzen
müsst ich mein Leierspiel begehn,
mit Weinlaub mir die Schläfen kränzen,
da tausend Tücher mich umwehn!

Ja, das entspräch den heil’gen Bräuchen.
Was bin ich für ein dröger Spund!
Die Alten soffen Wein aus Schläuchen –
und heut noch ist ihr Lied uns kund!

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