Erfolgsbilanz II

Erfolgsbilanz IIWeiß Gott, das ist nicht ihre Sache,
Bescheidenheit nicht ihr Niveau:
„Den besten Job im Amt ich mache
von alln seit anno soundso.“

Nun, da denn dieser Job dem Wohle
des ganzen Volkes dienen soll
vom Chefbüro zur siebten Sohle:
Macht auch von daher sie ihn toll?

Dass ihre Sorge dem Gedeihen
der ohnehin Gedeih’nden gilt,
das wollen wir ihr gern verzeihen,
wenn auch der Armen Not sie stillt.

Deshalb nun hier die Nagelprobe:
Gab sie des Volkes Wünschen statt,
das sie laut ihrem Eigenlobe
so beispielhaft gefördert hat?

Ja. Vielen nahm sie doch die Qualen,
malochen Tag für Tag zu gehn,
und ließ die Arbeitslosenzahlen
auf ihrem hohen Sockel stehn.

Zwar will sie, dass man glaube,
dass sie die Beutel schon’,
doch dreht sie an der Schraube,
die Mutter der Nation.

Ja. Manchen machte sie doch rege,
zur Flexibilität bereit:
für Hungerlöhne, Zeitverträge,
für Zweitjobs und für Leiharbeit.

Zwar will sie, dass man glaube,
dass sie die Beutel schon’,
doch dreht sie an der Schraube,
die Mutter der Nation.

Ja. Sparsam wieder sich zu zeigen,
der Tugend sie doch Glanz verlieh
und ließ darum die Kosten steigen
für Mieten und für Energie.

Zwar will sie, dass man glaube,
dass sie die Beutel schon’,
doch dreht sie an der Schraube,
die Mutter der Nation.

Ja. Vielen gab sie doch die Chance,
sozial sich umzuorientiern
und ihre unsich’re Balance
fürn festen Abstieg zu verliern.

Zwar will sie, dass man glaube,
dass sie die Beutel schon’,
doch dreht sie an der Schraube,
die Mutter der Nation.

Ja. Lässt sie doch zu fett nicht werden
die Schäfchen als ein guter Hirt
und macht, dass künft’gen Rentnerherden
das dürre Gras noch kürzer wird.

Zwar will sie, dass man glaube,
dass sie die Beutel schon’,
doch dreht sie an der Schraube,
die Mutter der Nation.

Ja. Hat sie gar nichts doch dagegen,
dass Studien man der Not ihr reicht,
woraus sie – zarter Seelen wegen –
dezent die schlimmsten Fakten streicht.

Zwar will sie, dass man glaube,
dass sie die Beutel schon’,
doch dreht sie an der Schraube,
die Mutter der Nation.

Ja. Denn als wahrer Luxusliner
das Staatsschiff stolz sich jetzt doch wiegt:
Die erste Klasse wird zwar kleiner,
doch immer mehr vom Kuchen kriegt.

Zwar will sie, dass man glaube,
dass sie die Beutel schon’,
doch dreht sie an der Schraube,
die Mutter der Nation.

Nachdem wir dies erwogen haben,
erkennen wir als wahr ihr Wort:
Verschwend’risch schenkt sie ihre Gaben –
den Nabobs und Moguln an Bord!

Auf Ohren stößt, auf taube,
das Völkchen unter Deck.
Wann nimmt man bloß der Schraube
die böse Mutter weg?

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