Es schlug mein Herz

Es schlug mein Herz„Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde…“ –
wie Goethe fühl ich seinerzeit,
auch meinen Abend wiegt die Erde,
auch mich treibt Sehnsucht, dass ich reit.

Doch jener Gaul des Dichterfürsten,
er ähnelt nicht dem meinen heut:
Er mochte wohl nach Wasser dürsten
und hat an Hafer sich erfreut.

Er schlug die Hufe in den Boden,
wenn im Galopp er Raum gewann,
und kam so bei den Antipoden
vielleicht mit Glück nach Jahren an.

Das Ross, das ich besteig hingegen,
kann jedes Futter leicht entbehrn,
doch stürmt dahin auf allen Wegen,
als ob Distanzen gar nichts wärn.

Das machen nämlich seine Flügel –
wie’n Vogel schwingt es sich empor
und duldet weder Zaum noch Zügel,
neigt nur dem Dichter brav sein Ohr.

Wer wollte da im Ernst noch glauben,
dass auch ein Sesenheim sein Ziel?
Der Zelter will sich höher schrauben:
Parnass, Olymp – in diesem Stil.

Doch konnte Goethe nicht auch reiten
mit höchster Kunst den Pegasus?
Und wusste doch, dass je nach Zeiten
aufs rechte Pferd man setzen muss.

Das bebend ihn mit warmen Flanken
und schnaubend durch die Felder trug,
nicht rasend wie der Lieb’ Gedanken,
doch für die Hoffnung schnell genug!

So muss ich also doppelt neiden
die Hohe Schule dem „Herrn von“:
für seines Herzens Lust und Leiden –
und für den Sitz im Pantheon.

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