Herr der Meere

Herr der MeereSo einer braucht nicht wenig Grütze,
um auf der Brücke da zu stehn
und mit der goldbestickten Mütze
den Chef zu geben, den Kap’tän.

Und neben all den naut’schen Sachen,
die kompliziert schon von Natur,
muss er bei Wind und Wetter machen
auch noch ‘ne gute Mannsfigur.

Er muss sich kerzengrade halten,
an Bord die Füße steif und fest,
selbst wenn im Wüten der Gewalten
vor Angst schon mancher Wasser lässt.

So flößt er seinen Passagieren
das nötige Vertrauen ein,
in besten Händen zu kutschieren,
und bräch die Sintflut selbst herein.

Knapp und präzise die Befehle,
mit denen er die Crew regiert
und seiner Kommandantenseele
manch Lustgefühlchen generiert.

Auch bei der Damenwelt zu spielen
den Hahn im Mastkorb, mit Verlaub,
gehört nicht zu den Reisezielen,
für die sein Seemannsherz zu taub.

Hat er den Globus nicht befahren
die kreuz und quer und lang und breit –
von Hamburg zu den Nikobaren,
von Halifax bis nach Kuwait?

Und hat er sich nicht rumgetrieben,
äh, umgesehn in jedem Port
und sich ins Gästebuch geschrieben
mit Treueschwüren immerfort?

Nur jene reden von den Planken,
die selber vor dem Kopf ein Brett:
dass sie nur schlingern und nur schwanken –
ihm gelten sie als Weltparkett

Im Tanz der Wellen und der Wogen,
der sich in tausend Rhythmen wiegt,
dass er des Erdballs kühne Bogen
von Meer zu Meer im Rausch durchfliegt.

Da muss man sich doch wenig wundern,
wenn weit sein Geist vorausgeeilt
dem Schwarm der aufgedrehten Flundern,
mit denen er sein Dickschiff teilt.

Hat er denn in der Wasser Weiten
als Herr und Richter auf dem Pott
etwa noch andre Obrigkeiten
als nur die allerhöchste: Gott?

Er weiß sich stets auf gutem Fuße
mit Neptun und Klabautermann,
dass selbst in Mallung und in Muße
ihn nichts vor Unheil wahrschaun kann.

Indes, auf beide Phänomene
ist letzten Endes kein Verlass.
Auch er verlässt dereinst die Szene
und beißt ins Gras. Das auch noch nass!

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