Soll ich den Wechsel etwa feiern?
Dezember heißt es nun, na und?
Muss drum ich aus den Rippen leiern
mit ‘nen gereimten Rosenbund?
‘n Distelstrauß, der passte besser
für Chronos mit dem Zifferblatt,
der als gewalt’ger Stundenfresser
ein ausgemachter Nimmersatt.
Schon wieder gierig aufgeschlungen
‘nen Monat meiner Galgenfrist,
der zwar wie Donner nicht geklungen,
indes auch so mir heilig ist.
Ein Schmählied sollte ich wohl dichten,
doch ich beherrsch nicht dies Metier:
Wie könnt ich über andre richten,
da ich mich selbst als Sünder seh?
In Demut will ich nur beklagen,
was aller Erdenwesen Los:
dass schon mit abgezählten Tagen
der Countdown läuft im Mutterschoß.
Was immer wir im Dasein treiben,
es ist ein Wettlauf mit der Zeit,
bei dem wir niemals Sieger bleiben
im Lorbeer der Unsterblichkeit.
(Obwohl die Menschen meist agieren,
als hätt’s mit Sterben keine Not,
und sich für Dinge engagieren,
die sinnlos werden mit dem Tod.)
Dezember. Fangt schon an zu zählen
der Jahrestage dürft’gen Rest –
versüßt nur durchs Orangenschälen
und Nüsseknacken rund ums Fest.
Wenn wir ein Weilchen noch verschnaufen
und uns ein Friede überkommt,
wie er bei Krippen nur und Raufen
dem Ochsen und dem Esel frommt.
Und unterm Tannenbaum wir sitzen,
der würzig in die Nase sticht,
indes die bunten Kugeln blitzen
mit Wangen voller Kerzenlicht.
Doch hinterrücks mit Riesenschritten
prescht der Silvester schon heran,
dieweil auf seinem Rentierschlitten
nach Hause saust der Weihnachtsmann.
Wie kann man bloß willkommen heißen
in langer, ausgelass’ner Nacht
mit Jauchzern, die am Himmel gleißen,
was uns nur wieder älter macht?
Viel eher müsst mit schwarzem Wagen
‘nen Trauerzug man inszeniern,
das alte Jahr zu Grabe tragen
und heiße Tränen drum verliern.
Ich hab dem Rummel abgeschworen
ich weiß nicht wann vor Jahr und Tag,
verstopf mir jedesmal die Ohren
um Mitternacht beim Glockenschlag.
Und leere einen guten Becher,
wie’s bei Beerdigungen Brauch –
ein seltsam zwiegespaltner Zecher:
besinnlich, ja – doch heiter auch!