Vor dem Sturm

Vor dem SturmNoch liegt die Stadt im schönsten Frieden,
an dem nicht mal ein Lüftchen nagt,
und weiß nicht, was ihr gleich beschieden,
denn Sturm ist angesagt.

Schon hörte mehrmals ich die Schüsse
als Warnung dumpf vom Hafen her,
dass der Nordwest jetzt in die Flüsse
entfesselt peitscht das Meer.

Vertäut die Schiffe und die Schuten!
Und alles aus der Gegend raus,
die flach genug, zu überfluten,
ersäufend Mann und Maus!

Und schließt die Fenster und die Türen,
dass sie an Böen nicht zerschelln,
die Salz als Treibgut mit sich führen
und hohl wie Geister gelln!

Noch liegt die Stadt im schönsten Frieden,
doch glaubt mir, dieser Schein, er trügt:
Durchs Marschenland der Hesperiden
Okeanos sich pflügt!

Und wälzt, sich auf- und niederbäumend
wie ein Reptil in blinder Wut,
das Maul von Gift und Galle schäumend,
hammoniawärts die Flut.

Ich aber bleibe unerschrocken,
hock ich doch sicher auf der Geest,
in jedem Falle hoch und trocken,
wie stürmisch es auch bläst.

Der trockne Riesling, den ich trinke,
soll mir ein gutes Omen sein,
dass, wenn ich wirklich denn versinke,
in Fluten nur von Wein.

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