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Warmer Empfang

Warmer EmpfangAls jüngst ich wieder hier gelandet
als Vogel im vertrauten Nest,
war leicht und luftig ich gewandet,
wie man den Süden halt verlässt.

Doch hieß mich hier mit gleicher Hitze
der erste Tag willkommen schon,
dass ich seitdem „bei Muttern“ sitze
wie ein verlorner Wüstensohn.

Motto: Vom Regen in die Traufe,
sofern das mit der Sonne geht.
Ich warte erst mal und verschnaufe,
bis sich der Wind womöglich dreht.

Ihr meint, ich sollte eh’r frohlocken,
dass mir St. Peter wohlgesinnt
und wollewarm und knochentrocken
mein borealer Trip beginnt?

Was wisst ihr von den heißen Träumen,
die unter Palmen grad gedeihn,
wenn in den aufgeheizten Räumen
die Glieder nach Erfrischung schrein?

Man kann nicht nur in Sonne baden,
gefärbt vom Salz des Himmelblaus,
selbst Luxus hängt nach Strich und Faden
dir irgendwann zum Halse raus.

Ein bisschen Kühle, bisschen Nieseln,
das war’s, worauf ich mich gespitzt.
Doch mag’s damit zurzeit auch kriseln –
Hammonia hat’s noch nie verschwitzt!

Vor dem Sturm

Vor dem SturmNoch liegt die Stadt im schönsten Frieden,
an dem nicht mal ein Lüftchen nagt,
und weiß nicht, was ihr gleich beschieden,
denn Sturm ist angesagt.

Schon hörte mehrmals ich die Schüsse
als Warnung dumpf vom Hafen her,
dass der Nordwest jetzt in die Flüsse
entfesselt peitscht das Meer.

Vertäut die Schiffe und die Schuten!
Und alles aus der Gegend raus,
die flach genug, zu überfluten,
ersäufend Mann und Maus!

Und schließt die Fenster und die Türen,
dass sie an Böen nicht zerschelln,
die Salz als Treibgut mit sich führen
und hohl wie Geister gelln!

Noch liegt die Stadt im schönsten Frieden,
doch glaubt mir, dieser Schein, er trügt:
Durchs Marschenland der Hesperiden
Okeanos sich pflügt!

Und wälzt, sich auf- und niederbäumend
wie ein Reptil in blinder Wut,
das Maul von Gift und Galle schäumend,
hammoniawärts die Flut.

Ich aber bleibe unerschrocken,
hock ich doch sicher auf der Geest,
in jedem Falle hoch und trocken,
wie stürmisch es auch bläst.

Der trockne Riesling, den ich trinke,
soll mir ein gutes Omen sein,
dass, wenn ich wirklich denn versinke,
in Fluten nur von Wein.