Musenstunde

MusenstundeMein Nachbar ist zu Bett gegangen.
Totale Stille auf dem Flur.
Die letzten Schritte, glaub ich, klangen
um, lass mich lügen, zwanzig Uhr.

Vier Stunden sind seitdem verstrichen,
die Ruhe sich beharrlich hält.
Nicht einmal Füße, die wo schlichen,
nicht mal ‘n Teller, der wo fällt.

Das gleiche Bild im Weltgeschehen.
Im Schlafe sich die Straße reckt,
die da vom Kopf bis zu den Zehen
unter der Fahrbahndecke steckt.

Und jene Flut metallner Käfer,
die tags sich über sie ergoss,
sie stört nicht mehr den Asphaltschläfer,
weil in Garagen sie zerfloss.

Gilt es die Stunde nicht zu nutzen?
Wohlan, hinauf zum Musenthron!
Da will ich gerne Klinken putzen
für des Poeten Mindestlohn!

Schon kann ich Pegasus erkennen,
da auf dem Weg zu mir im Ost.
Wie Feuer ihm die Flügel brennen –
schnell her, mein Pferd, und ab die Post!

Beim Zeus, er kommt nicht in die Hufe,
er tritt nur auf der Stelle dort!
„Gestatten: Sternbild von Berufe“.
Der Gaul hilft keinem Dichter fort.

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