Südliche Wärmelehre

Südliche WärmelehreMan kommt hier mit den Jahreszeiten
so recht nicht weiter, wie man’s kennt
aus seinen borealen Breiten,
wo scharf man ihre Herrschaft trennt.

Hier reichen sie das Zepter weiter
diskret, als wär’s ein Löffel nur,
was offensichtlich alle heiter
und gleich stimmt in der Prozedur.

Werdet ihr’s glauben, wenn ich sage,
der Januar hat sich aufgerafft,
und dennoch ist die Wetterlage
noch/schon/und immer frühlingshaft?

Seit Wochen herrlich helle Bläue
sich ungetrübt am Himmel spannt,
in die die Sonne stets aufs Neue
als flücht’gen Fleck sich eingebrannt.

Nur manchmal sich zusammenrotten
zu Haufen, schwarz und schwer im Wind,
die Wolken, des Azurs zu spotten
mit Regen, der schon rasch verrinnt.

Doch seltner noch sieht man hier blitzen
des Schnees kristallisch-klare Glut,
die auf den höchsten Bergesspitzen
und nur im tiefsten Winter ruht.

Und so mit immer warmen Ohren
behaglich durch das Jahr man wallt.
Die Grenzen haben sich verloren –
die Nächte nur sind winterkalt.

 

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