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Scherz verpasst

Den Stift lass ich hier schon mal grübeln,
da nun der März sich trollen will,
was mir die Freunde nicht verübeln,
schick ich sie keck in den April.

Natürlich muss es glaubhaft klingen,
Absurdes wird sofort entlarvt
und wär bei so subtilen Dingen
im Übrigen auch unbedarft.

Zum Beispiel, dass just Feuer speie
vor Sylt drei Meilen ungefähr,
der Berg ‘ner unentdeckten Reihe,
verborgen unterm Wattenmeer.

Noch dussliger, zu suggerieren,
die Völker in Äquator-Näh,
sie würden gottserbärmlich frieren
dank Klimawandel – da mit Schnee!

Nein, ihrem kritischen Gemüte
bindet man keinen Bären auf,
da kommt nur Logik in die Tüte
und „Aristoteles“ steht drauf.

Soll ich nicht einfach mal behaupten,
zukünftig lass ich euch in Ruh,
von meinem Hirnstamm, dem entlaubten,
weht leider mir kein Blatt mehr zu?

Das ist ja niemals auszuschließen,
auch Schaffenskraft erschöpft sich mal,
gerade auch beim Überschießen –
man seh nur der Gedichte Zahl!

Das mag wohl mancher gläubig hören,
doch mach ich lieber keinen Terz.
Soll ich den Teufel raufbeschwören
mit einem unbedachten Scherz?

Wenn ich es recht bei Licht betrachte:
Genauso geht die Sache los –
nach einem Geistesblitz ich schmachte
und hab im Hirn ‘nen dicken Kloß!

Ich kann nicht ewig darauf warten,
dass er nicht mehr im Wege steht –
hab diesmal einfach schlechte Karten:
Heut ist der vierte – eh zu spät

Verkehrte Welt

Es funken alle Sendemasten
im Pulsschlag ihrer Hertzfrequenz,
dass weltweit jetzt die Robben fasten
und üben Heringsabstinenz!

Und auch die Tiger in Bengalen
sind offensichtlich auf Diät,
ernährn sich von Kartoffelschalen
und Frischkost vom Gemüsebeet.

Ach, wie die Meldungen sich jagen!
Ein Geier in der Steiermark,
anstatt die Kralln in Aas zu schlagen,
frisst haufenweise Speisequark!

Nicht minder seltsam das Verhalten
von Papagein in einem Zoo,
die manchmal ‘nen Gesang entfalten
von höchstem Nachtigalln-Niveau.

Was sind das für kuriose Zeiten!
Auch diese Nachricht ist dabei:
Seepferdchen sah man neulich reiten
auf Wellenbergen vor Hawaii.

Schon alles? Nein, es kommt noch dicker.
Auch Elefanten, tonnenschwer,
benehmen plötzlich sich wie Kicker
und trampeln Bällen hinterher.

(Nicht denen, wo nach wen‘gen Schüssen
das Leder keine Luft mehr hat,
nein, hammerharten Kokosnüssen,
die kriegt nicht mal ein Jumbo platt.)

Auch du, o Mensch? Ein Volk soll’s geben,
das seine Nachbarn überfällt –
und schenkt ihnen nicht nur das Leben,
nein, tausend Sachen auch und Geld.

Doch dem mag ich so recht nicht trauen,
kann einer sagen, was er will.
Mal kurz auf den Kalender schauen –
ach so, na klar: April, April!

Windige Burschen

Windige BurschenDem Ersten ist schon nicht zu trauen,
da er mit Unsinn gleich beginnt
und, sich sein flücht’ges Nest zu bauen,
die ulkigsten Geschichten spinnt.

Was soll man von den andern halten,
die auch auf seine Fahne schwörn
und sich zu einem Trupp entfalten,
dem dreißig Nasen angehörn?

Sie haben doch in frühren Jahren
sich schon nicht eben zahm gezeigt
und mit der Wildheit von Barbaren
den Geist der Harmonie bestreikt.

Drum heißt es erst mal skeptisch bleiben
und warten, wie es weitergeht,
um dann post festum aufzuschreiben,
was künftig in der Chronik steht.

Bisher ist alles gut gelaufen.
Die Burschen brachten Sonne mit,
dass in den Tonnen und den Traufen
man unter großer Dürre litt.

Die soll auch in den nächsten Tagen
sich nicht in Sack und Asche hülln,
der Wetterfrösche Einkaufswagen
im Gegenteil zum Rande fülln.

Fürn ganzen Monat ‘ne Prognose
ich daraus nicht entwickeln will –
geht keine leichter in die Hose
als die für diesen, den April.

Wechselbäder garantiert

Wechselbäder garantiertDem ist nichts Neues eingefallen,
der treibt die alten Possen noch:
mal Schnee zu feuchten Klumpen ballen,
mal Heizen aus dem Wolkenloch.

Mal streut er Hagel auf das Pflaster,
mal sprüht er es mit Niesel ein –
heut starker Tobak, Teufelsknaster,
und morgen „Milde Sorte“ fein.

Mal bricht er einen Sturm vom Zaune,
mal lässt er kaum ein Säuseln zu –
das ganze Abc der Laune
‘ner Diva, vulgo dummen Kuh.

Mehr brauch ich ja wohl nicht zu sagen,
ihr wisst, wen ich im Auge hab?
Genau. Seit etwa vierzehn Tagen
hält der April uns schon auf Trab.

Ins Wechselbad der Temp’raturen
hat Mann und Maus er jetzt getaucht,
da safrangelb schon alle Fluren
und Grün aus allen Wipfeln haucht.

Mag er des Krokus Frösteln spotten,
der, Blume, sich nicht wehren kann –
wir ziehen, statt sie einzumotten,
die Winterfummel wieder an.

Und anderntags, wenn jäh die Sonne
im Äther surft zum Zeitvertreib,
gehn wir, o Weiser in der Tonne!,
nur mit dem Gröbsten auf dem Leib.

Den ganzen Fundus von Geweben,
fürs wechselhafte Jahr gedacht,
muss man dem Stutzer übergeben,
der sich gefällt in jeder Tracht.

Die dicken Jacken überwiegen
indes das locker-luft’ge Kleid.
Man kann sogar noch Nachtfrost kriegen
in dieser nord’schen Regenzeit.

Aus dem Kalender sollt man streichen
den übermütigen Filou.
Elf Monate, die müssten reichen –
wo nicht, ‘nen zweiten Mai dazu!

Es regnet. Durch die Fensterritzen
schneit kühl ein feuchter Wind herein.
Ich müh mich, Verse auszuschwitzen,
doch ständig zieht’s im Hosenbein.

Ja, mählich tastet sich die Kälte
nach oben zwischen Hemd und Haut,
als ob sie der Trabant da schwellte,
dem Flut und Ebbe anvertraut.

Die Luken fester noch verriegeln,
und notfalls Decke, Muff und Schal!
Nichts hilft ja, als sich einzuigeln
zum Winterschlaf ein zweites Mal.

Doch gibt es auch ‘nen Hoffnungsschimmer
in dieses Monds Martyrium:
Auch dieses heilt die Zeit wie immer –
zur Hälfte ist er ja schon rum.

April, April

April, AprilApril, April, ich muss dich loben!
Besiegst die eigene Natur!
Statt dich wie üblich auszutoben,
bist brav du und beständig nur!

Du lässt die liebe Sonne scheinen
vom allerblausten Firmament
und nicht wie sonst nur mal so einen,
nein, viele Tage, dass sie brennt

Als ob es lange Mai schon wäre,
so voller Inbrunst vor der Zeit
und machtest gar dem Juni Ehre
mit deiner steten Heiterkeit.

Vertraut mit deinen Kapriolen,
man sich verdutzt die Augen reibt
und fragt sich auch schon unverhohlen,
wo denn der Wind und Regen bleibt.

Du aber drehst uns eine Nase
und zeigst dich weiter wechsellos.
Drei Wochen ‘ne Schönwetterphase –
wo gäb’s denn das im Sommer bloß!

Und doch bist du dir treu geblieben
auf eine Art, die angenehm:
Noch nie, seit man dein Tun beschrieben,
warst du als Hitzkopf so extrem!