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Eingehaust

Ein Tag, um sich aufs Ohr zu legen.
Da draußen ist es bitter kalt.
Gefrorner Schnee auf allen Wegen.
Die Bäume spielen Winterwald.

Lektüre, Kaffee und Lektüre.
Die Heizung läuft am Limit schon.
Und doch ich an den Füßen spüre,
dass halb im Keller ich hier wohn.

Die Decke bis zum Kinn gezogen,
lass ich das Buch auch Buch mal sein
und tauche in die Schattenwogen
des wollig warmen Schlummers ein.

Und während meine kleine Klause
in einem flücht’gen Traum zerfloss,
fiel rundherum im stillen Hause
nur manchmal eine Tür ins Schloss.

Das waren keine Hammerschläge,
die aus dem Schlaf mich aufgeschreckt.
Ich döste weiter taub und träge,
bis mich die Dämmerung geweckt.

Noch immer rieselten die Flocken
beharrlich aus dem Wolkengrau,
um unaufhörlich aufzustocken
den watteweißen Unterbau.

War das ein Glitzern und ein Funkeln
im schwächlichen Laternenschein –
als hockte da ein Schmied im Dunkeln
und wetzte seinen Stahl am Stein.

Und du vertrödelst deine Stunden
und kriegst nichts mit von dieser Pracht!
Das saß. Ich hab mich überwunden
und hab den Müll noch rausgebracht.

Licht im Dunkeln

Kaum bist du vor die Tür getreten,
erfasst dich schon ein eis’ger Schwall
wie ein Ganove, ungebeten,
kaltblütig zu ‘nem Überfall.

Fünf Uhr mal grade angebrochen,
doch finster ist es wie die Nacht.
Die Kälte kriecht dir in die Knochen,
hast du drei Schritte erst gemacht.

Die finden kaum sich auf dem Wege,
dem unbeleuchteten, zurecht.
Hier eine Wurzel, da ‘ne Schräge,
im Dunkeln wandert es sich schlecht.

Indessen wundersamerweise
kein Fluch sich deinem Mund entringt,
da überall auf deiner Reise
ein Lichtlein dir entgegenblinkt.

Hier sieht man es als Sternenhaufen
in einen Gartenbusch gebannt,
da locker als Girlande laufen
hoch oben wo am Söllerrand.

Und dort, wie es mit mattem Scheine
aus einem Stubenfenster glüht,
dass in des Hauses heil’gem Haine
den Abendfrieden es behüt.

Derart, den Kragen hochgeschlagen,
die Hände im Jackett verstaut,
lässt sich die Witterung ertragen,
die solche goldnen Brücken baut.

Und hast du deine Tour beendet
ein knappes Stündchen später nur,
wird gegenläufig nun verwendet
der Sohle unsichtbare Spur.

Zurück durch diese Lichtbordüre,
die zaubrisch deine Schritte säumt,
bis kurz sich vor der Eingangstüre
der Wind zum letzten Male bäumt.

Du spürst, wie er nach deinem Nacken
erneut mit frost’gen Fingern fischt,
doch eh sie ihn noch richtig packen,
bist du ins Haus ihm schon entwischt.

Musst du nun als Tribut ihm zahlen
Verzicht auf weihnachtliches Flair?
Wie schön doch auch die Lichter strahlen
am Bäumchen hier im Flur parterre!