Sind wir im Kosmos nicht geboren,
in die Unendlichkeit gestellt?
Ich horche mit Antennenohren:
Signale nur von „Gott und Welt“!
Es ameist sich der Mensch durchs Leben
in seinem Haufen Stahl und Stein,
die Augen stets am Boden kleben,
und da auch nur am schönen Schein.
Im Ew’gen mag die Sonne kreisen,
im Ew’gen sich die Erde drehn:
Herr Ameis geht auf Tippelreisen
und glaubt, er hat die Welt gesehn.
Man höre ihn nur schwadronieren
von seiner letzten Mammuttour:
„Wir durften keine Zeit verlieren –
das nächste Ziel war Singapur.“
Oder mit dieser Variante:
„Die Scampis hier? So schlecht nicht mal.
Doch kenn ich da in der Levante,
in Tripoli so ‘n Fischlokal…“
Auch was im Lauf der Jahreszeiten
an Schönem zeugt der Erdenball,
dient dieser Art von Herrenreiten:
„Im Herbst nach Maine zum Blätterfall!“
Sprichwörtlich ist der Weitgereiste,
der ‘s unternahm sich umzuschaun:
Ein Freibrief, dass er sich erdreiste,
galaktisch auf den Putz zu haun.
Doch schaun wir hinter die Kulisse:
Es geht ja stets ums Erdenreich.
Und das ist einem Fliegenschisse
im Ozean des Kosmos gleich.
Hat wer die Montes schon bestiegen
des Mars, gewalt’ger als die Höhn,
die schwindelnd um Kathmandu liegen,
dass seine Kraxelei er krön?
Hat wer, in Stickstoff sich zu baden,
dieweil er das Besondre sucht,
zur Inselgruppe der Plejaden
sein teures Ticket schon gebucht?
Hat wer, noch weiter rumzukommen
zu einem Ziel, das nebelhaft
wir grade noch erspähn verschwommen,
sein Handgepäck schon hingeschafft?
Die Weite, die im All wir messen,
ist unergründlich wie das Licht.
Herr Ameis aber, selbstvergessen:
„Nur in Hanoi war ich noch nicht“.
Man könnte vielleicht drüber lachen,
wenn’s nicht auch sonst so typisch wär,
geht’s doch mit allen andern Sachen
genauso widersinnig her.
Es gilt auf jeglichem Gebiete:
Das, was dem Menschen lieb und wert,
ist dem, was die Vernunft ihm riete,
proportional – doch umgekehrt.
(Ganz unter uns darf ich bemerken:
Ich fahr ja selbst auf diesem Gleis –
Verzicht gehört nicht zu den Stärken,
die vor Genüssen ich beweis.)
Doch wer mag schon die Wahrheit hören,
wenn sie die Illusion entthront?
Will drum Herrn Ameis nicht mehr stören
und gehe schlafen. Hinterm Mond.