Die Brüder hatten einst gut lachen,
die von der Lukasgilde die,
mussten Gedanken sich nicht machen
über das Was – nur übers Wie.
Ein Bischof ließ zu Stuhle bitten,
ein Abt vom Kloster Soundso,
und hingegangen, hingeritten,
gab’s einen Auftrag von Niveau.
Da war ein Tafelbild gefordert,
dass eine Kirchenwand es schmück,
dort hat man ‘nen Altar geordert
mit Flügeln zwei bis drei, vier Stück.
Motive waren vorgegeben,
ein Mustermalbuch war zur Hand –
mit Szenen aus dem prallen Leben
der Bibel und dem heil’gen Land.
Hier neigt mit frisch geschärfter Klinge
sich Abram über seinen Sohn,
dass Gott er ihn zum Opfer bringe –
im Hintergrund naht Rettung schon.
Da finden wir in tiefstem Jammer
Maria unterm Kreuze stehn
sowie die leere Grabeskammer,
die die von Magdala gesehn.
Dazu in tausenden Legenden,
die außerhalb der Schrift tradiert,
die Heil’gen, die so schrecklich enden –
geköpft, gepfählt und blutverschmiert.
Ein Fundus, den beim besten Wühlen
man niemals ganz erschöpfen kann,
nicht an Figuren und Gefühlen,
nicht an Dramatik irgendwann.
‘ne Auftragsarbeit dieser Sorte
wünscht ich mir heute als Poet –
gewiss fänd ich die rechten Worte,
sobald das Thema erst mal steht.
Doch so was wie ‘ne Dichtergilde
hab ich noch nirgends aufgespürt,
schon gar nicht eine, die im Schilde
‘nen Mann des Evangeliums führt.
Und auch die eitlen Potentaten,
die einst belohnt ‘ne Hudelei,
sie wichen längst den Demokraten,
die mit der Börse nicht so frei.
Drum beug ich weiter vorm Parnasse
in Demut meine wunden Knie
und bleibe mangels Lesermasse
bei meiner Kammerpoesie.