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Umschwung erhofft

Umschwung erhofftIn Regen schier ersoffen
der schöne Monat Mai.
Die Optimisten hoffen,
doch stets den Schirm dabei.

Den flatterhaften Buben
April er übertrifft;
wir hocken in den Stuben,
weil’s draußen ewig schifft.

In weiten Landesteilen
steht Wasser bis zum Knie.
Die Feuerwehren eilen
so fleißig wie noch nie.

Und wenn man mal was kaufen
in einem Laden muss,
dann heißt’s wie Nurmi laufen
aus Angst vorm nächsten Guss.

Des Frühlings Gütezeichen?
Verwehrt zu seiner Schmach.
Mag er davon sich schleichen,
wir weinen ihm nicht nach.

Nur einen Tag noch warten,
dann zieht der Juni ein.
Die Erde wird zum Garten
mit eitel Sonnenschein.

Das ist es, was wir wollen –
auch wenn dann andres droht:
Der kühne Flug der Pollen
färbt uns die Zinken rot.

Goldene Nacht

Goldene NachtO Maiennacht, du wunderschöne,
wenn auch nicht grade lau und lind,
doch ohne jener Tropfen Töne,
die tags so reich erklungen sind!

Ich weiß nicht wie: Die schwarze Masse,
die da so lange reglos stand
und ihre Ladung, ihre nasse,
geleichtert hat auf Stadt und Land

Ist in Bewegung jäh geraten
und gab den Himmel wieder frei,
aus dem sofort die Sterne traten
wie auf Befehl von Zauberei.

Wie funkeln sie da in der Ferne
in frischer, ungetrübten Luft,
wo doch nach Lichtjahrn gut und gerne
gerechnet diese Wahnsinnskluft!

Als könnte man mit Händen greifen
den Schatz, der da so golden glänzt,
dass man mit Ringen und mit Reifen
sein dürft’ges Kästchen sich ergänzt.

Ach, wie viel mehr als an Juwelen
ist dort an jenen „Steinen“ dran –
‘s sind Himmelsblüten, die nicht stehlen,
doch schaun man und bewundern kann.

Vor Ehrfurcht sollten wir erschauern,
von Habsucht nicht und Gier gehetzt,
in Demut vor dem Kosmos kauern,
der Heimat uns im Hier und Jetzt!

Pfingstwunder

PfingstwunderWie gerne hätt ich mehr berichtet
und was, das aus dem Rahmen fällt –
doch Wunder hab ich nicht gesichtet
und nichts, was man so dafür hält.

Die Tage sind im Nu verronnen.
Es hat geregnet, Wind geweht.
Des Mais berühmte Wärmewonnen
verschaffte mir ein Heizgerät.

An draußen mocht ich gar nicht denken.
Von Frühlingssonne keine Spur.
Auf allen Park- und Wiesenbänken
statt Liebespaaren Wasser nur.

Auch sonst von Schnäbeln nichts zu sehen:
Die Enten, ungefüttert nun,
beleidigt in die Binsen gehen,
wo sie an Grün sich gütlich tun.

Dann lieber in der Bude bleiben –
ein Tässchen Kaffee, Buch zur Hand,
und wenn’s dich juckt, die Nase reiben
so ganz privat und unerkannt.

Doch weiß ich nicht, woran’s gelegen
(war’s diese Stille weit und breit?),
dass ein Gefühl sich wollte regen
von irgendeiner Festlichkeit.

Na, typisch für die Feiertage –
was ist daran verwunderlich?
Der Geist des Weines, beste Lage,
kommt dann doch immer über mich!

 

Unerschöpflich

UnerschöpflichNun ist es plötzlich Mai geworden
und glühender der Sonne Strahl.
Von Blättern, Blüten überborden
die Straßenbäume auf einmal.

Und die so lange nackt gestanden,
der Winterkälte ausgesetzt,
die heiß ersehnten Kleider fanden,
erst da sie überflüssig – jetzt.

Doch darin mag auch Weisheit liegen,
damit der Lenz sein Soll erfüllt –
auch Menschen eh’r auf Formen fliegen,
die ein Gewand geschickt verhüllt.

Ach, der Natur geheime Pläne,
wer hätte je sie eingesehn?
Erfreun wir uns der grünen Szene,
auch wenn nicht alles wir verstehn.

Und ist es nicht auch gut zu wissen,
dass ja der Anfang erst gemacht?
Nach den Magnolien, den Narzissen,
was kommt da noch an Blütenpracht!

In unterird’schen Magazinen
liegt so viel Nachschub schon bereit,
den ganzen Sommer zu bedienen
und selbst den Herbst ein Stückchen weit.

Wie gerne würd ich doch besingen
jedwedes Blümchen im Gedicht!
In tausend Jahrn möcht’s wohl gelingen –
ich fürchte nur, ich hab sie nicht.

Maiennacht

MaiennachtNa, endlich, nach der Tageshitze,
dringt etwas Kühle, heiß ersehnt,
erfrischend durch die breite Ritze
der Küchentür, die angelehnt.

Auf ihren leicht bewegten Schwingen
führt sie die Abendstille mit:
Geräusche, die im Nu verklingen,
verhallend rasch ein eil’ger Schritt.

Von Licht gesprenkelt die Fassaden,
Laternen, die schon glasig glühn.
Ein erster Hauch von Nebelschwaden
scheint Grau im Raume zu versprühn.

Mit tausend aufgeregten Händen
fuchteln die Bäume noch im Wind,
die längst mehr keinen Schatten spenden
und selber nur noch Schatten sind.

Schon züngelt auch die Kerzenflamme,
bedächtig, wie man Eiskrem leckt,
auf ihrem wächsern weichen Stamme,
der schmelzend sich vom Teller reckt.

Von Zeit zu Zeit ein dumpfes Fauchen,
das doch der Heizung nur entfuhr,
und plötzlich auf dem Brenner rauchen
zig Flämmchen wie auf einer Schnur.

Es wird ein langer Dämmer werden.
Erst hier und da ein Stern entfacht.
Die Uhr zeigt wohl schon Nacht auf Erden –
die Helle einer Maiennacht.