Schon sammeln sich die Schatten wieder
zum stillen Trauerflug der Nacht,
noch ohne Flitter ihr Gefieder –
nur hier und da ein Licht erwacht.
Noch huschen zwischen den Fassaden
wie Fledermäuse ohne Laut
die Tauben, gleichsam aufgeladen,
wie man so weiß sie blitzen schaut.
Das Lied der Straße ist verklungen.
Nur selten, dass sich noch entringt
ein schwacher Seufzer ihren Lungen,
der kaum bis zu den Traufen dringt.
Von Zeit zu Zeit gehn noch Passanten,
sind es noch Menschen oder nicht?,
so ohne Ecken jetzt und Kanten,
gespenstisch ohne Angesicht.
Bald sind auch sie nicht mehr zu sehen.
Was jetzt noch dämmernd, ungewiss,
wird bald mit beiden Beinen stehen
im tiefsten Sumpf der Finsternis.
Ich bohre ja mit meiner Feder
mich selber immer tiefer rein –
zieh noch bei Helligkeit vom Leder
und fechte noch bei Mondenschein.
Grad da ich diese Strophen schreibe,
denk unvermittelt ich: Wie spät?
Ich heb den Blick zur Fensterscheibe:
Kohlschwarze Flur, mit Gold besät.
Die Nacht ist weit schon fortgeschritten,
seitdem das erste Zeilenpaar
noch zögernd übers Blatt geglitten,
sich wohl bewusst der Sturzgefahr.
Da glimpflich nun die Kür gelaufen
und nicht ins Stolpern mehr geriet,
reicht wohl auch dieser Letternhaufen
für ein (zehn Strophen) großes Lied.
Du hättest auch mit neun begriffen,
o Les’rin, dass ich Schluss gemacht –
meine Maniern indes, geschliffen,
sie wünschen dir noch Gute Nacht!