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Die Könige kommen

Die Könige kommenFühlt unter Wundern, unter Zeichen
man sich im Glauben nicht bestärkt?
Da kann ein Regenbogen reichen,
den jäh am Himmel man bemerkt.

Hat so nicht einst den Bund besiegelt,
den Jahve mit den Juden schloss,
der IrisSchopf, der schön gestriegelt
in Kurven auf die Erde floss?

Dreikönigstag. Die Majestäten,
anstatt Kamelen unterm Stert,
ham für den Aufmarsch sich erbeten
`nen Lieferwagen als Gefährt.

Da thronen sie in bunten Trachten,
die ein gewalt’ger Turban krönt,
indes nach Süßigkeiten schmachten
die Kinder, die nicht goldverwöhnt.

An Weihrauch ebenso wie Myrrhe,
die an die Krippe einst gelegt,
herrscht heute eh ja große Dürre,
weil Krösus selbst zu sparen pflegt.

Die Kirche aber, nie verlegen
um Tricks, die Welt zu hintergehn,
behilft sich mit `nem Bontje-Regen,
der schön wie Manna anzusehn.

So zieht sie hin, die Karawane,
dass laut es durch die Straßen hallt,
indem auf rollnder Ottomane
sie zu den Gotteshäusern wallt.

Da macht sie jeweils eine Pause
für ein, zwei Augenblicke dann,
weil hier ja Jesus auch zu Hause,
vertreten durch den Gottesmann.

Die Stimmung: feierlich gehoben,
wie sich`s fürn Staatsbesuch gehört,
den auch der dunkle Himmel droben
nicht mit `ner kalten Dusche stört.

Obwohl sich immer schwärzer ballen
die Wolken , die da eilig ziehn,
doch ohne dass noch Tropfen fallen
auf Purpur und auf Hermelin.

Statt dessen wölbt ein Regenbogen
sich lächelnd über ihn hinweg
und senkt, o Wunder, ungelogen
sich haargenau auf diesen Fleck!

Erst einmal raus

Erst einmal rausMal runter von der Ottomane
und raus aus deinem Winterbau!
Der Himmel schwenkt die blaue Fahne
und bläht sich vor der Sonnenfrau!

Als hätte er schon Lenzgefühle,
bevor die Zeit dafür noch reif,
und würb um seine heiße Kühle,
dass sie nicht jäh die Flucht ergreif.

Den Eifer sollte man doch nutzen
und sich in seiner Glut ergehn,
zu Hause fix die Platte putzen
und ‘ne gepflegte Runde drehn.

Der Möglichkeiten sind ja viele.
Liegt vor der Tür nicht gleich das Meer?
Wie heiter geht beim Wellenspiele
es sich am Strande doch daher!

Dazu muss man im Sand nicht waten,
durch den der Fuß sich knirschend hinkt,
denn auch entlang der Fischerkaten
ein ufernahes Pflaster winkt.

Und trägt dich rüstig deine Sohle
noch weiter an der schönen See,
empfiehlt sich hier die Hafenmole
und da die Dattelpalmallee.

Der Angesprochene indessen,
dem solcherart Empfehlung gilt,
ist aufs Gebirge so versessen,
dass ihm nur dies die Sehnsucht stillt.

Dabei dient ihm zum Wanderstabe
ein Fahrzeug, das mit Motorkraft
in schüttelfreiem Zuckeltrabe
ihn in bescheidne Höhen schafft.

Und statt in Schrunden und in Klüften
zu stolpern über Stock und Stein,
schlägt schnurstracks er zu Küchendüften
den Pfad der Gaumenfreuden ein.

Bewegung und Spazierengehen
warn da nicht wirklich angesagt.
Der Gute schien auf Fisch zu stehen
und hat sich durchs Skelett genagt.

Doch wolln wir nicht zu kleinlich denken;
er tat ja, was man ihm empfahl:
Der Sonne diesen Tag zu schenken.
Saß er nicht draußen vorm Lokal?