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Wasser marsch!

Selbst in den Paradiesesschänken
schenkt man nicht reinen Wein nur ein,
der Herrgott, hier als Wirt zu denken,
pantscht öfter auch mal Regen rein.

Mit andren Worten: Wermutstropfen,
die manchen Erdentag vergälln,
indem sie an die Scheiben klopfen,
um feuchte Grüße zu bestelln.

So ging es achtundvierzig Stunden
sogar am Stück, in einem Guss,
zwei ausgewachsne Globusrunden
voll überflüss’gem Überfluss.

‘ne Meinung, die nicht alle teilen
(das geb ich unumwunden zu),
die als Bewohner hier verweilen
vom Urschrei bis zur Grabesruh.

Denn nach dem höllisch heißen Sommer,
der noch den letzten Halm versengt,
freut man natürlich sich noch frommer
des Himmels, der die Felder sprengt.

Die rosarote Sonnenbrille,
die der Tourist vors Auge klemmt,
verkleinert eher die Pupille
und seinen Blick ins Weite hemmt.

Der Herr vom Lauter-Krimskrams-Laden,
der auch mein Wochenzeitungsmann,
beschwor mit Leidenschaft den Schaden,
den zu viel Sonne stiften kann.

Ich war ihm mitten aus ‘nem Schauer
in seine Bude reingeschneit
und fühlte mich nicht grad als Bauer,
der „Regen, Hosianna!“ schreit.

Doch tropften seine weisen Worte
mir auch nicht ab vom Trommelfell,
ich ließ sie ein durch diese Pforte,
dass ich dem Hirn sie überstell.

Inzwischen brütet längst schon wieder
die Sonne auf dem Erden-Ei,
die Strahlen breitend als Gefieder,
dass es auch trocken gut gedeih.

Wetteraussichten

Es ist dem Stausee anzumerken,
dass er ‘nen Schluck dazugekriegt.
Mag der sich gerne noch verstärken –
jetzt wird erst mal nicht ganz versiegt!

Des einen Freud, des andern Jammer!
Am Strand fiel’s nicht so glimpflich aus,
da schlug wie mit ‘nem Vorschlaghammer
der Sturm sich ganze Stücke raus.

Und hat sogar zum großen Schrecken
am Bauch der kleinen Bars genagt,
die, Lust auf Fisch und Meer zu wecken,
zu weit ans Ufer sich gewagt.

Die müssen ihren Mut nun büßen
für diesen exponierten Stand
und baumeln mit den bloßen Füßen
auf Kippe überm Küstenrand.

Auch wo die Sande nicht versanken,
sah man sofort, wie’s da geweht –
mit Sträuchern, Flaschen, Plastik, Planken,
mit Trümmern alles übersät.

Das geht so schon die dritte Woche,
ein Ende ist nicht abzusehn.
Ich stecke fest in meinem Loche,
wo ich mich durch den Dämmer gähn.

Genauer: Über meinem Buche
dös unverhofft ich manchmal ein
und träumend mir ein Plätzchen suche
im schönsten Frühlingssonnenschein.

Erwach ich dann aus diesem Wahne,
es gleich mich zu erfahren drängt,
ob gegenüber noch die Plane
vor der geschlossnen Haustür hängt.

Der Nachbar, müsst ihr nämlich wissen,
dem’s öfter in die Bude schwappt,
schützt vor dem Regen sich beflissen,
indem die Schwelle er belappt.

Durch dies erprobte „Barometer“
zeigt ahnungslos der gute Mann,
ob ich mich früher oder später
getrost ins Freie wagen kann.

Es sind die alten Fischerkaten –
ein einz’ges Stockwerk unterm Dach;
wenn die in einen Guss geraten,
rauscht durch das Flett ein ganzer Bach.

Der Touri, der hier müßig schlendert,
den Anblick heiß und innig liebt.
Er steht, er staunt: „Noch unverändert.
Ein Glück, dass so was es noch gibt!“

O heiliger Kulturbanause!
Sieht alles nur im schönsten Licht,
doch nicht den Zustand dieser Klause,
die längst aus allen Fugen bricht.

Und hätte er im Weitergehen
sich kurz noch einmal umgedreht,
die Plane hätt er liegen sehen,
die ewig aus der Angel weht.