Unter Mitessern

Unter Mitessern, Pieter AertsenHeut wieder träge mal gesessen
und pausenlos Natur gekuckt,
verknüpft mit `nem Tavernen-Essen,
das man nicht aus der Gurgel spuckt.

Und weil es Samstag grad gewesen
und auch zwei Uhr gerad vorbei,
war schon der Gastraum voll samt Tresen,
doch draußen noch ein Plätzchen frei.

Da klemmten wir dann im Gedränge
wie zwischen Fingern eine Laus,
doch abgesehen von der Enge
mit Aussicht auf die See hinaus.

Die Sonne blitzte auf den Wellen,
die kaum ein leichter Wind bewegt
und nach der Art von Waldesquellen
zum Flüstern heut nur aufgelegt.

Und schickte auch die wärmsten Grüße
zu uns hinüber auf den Strand,
so dass vom Kopf bis auf die Füße
man wohlig sich beschienen fand.

Die Speisen dann, o alle Ehre
der Küche, die sie komponiert –
ein Gaumen, der enttäuscht da wäre,
hätt vor den Göttern sich blamiert!

Und anders als die Wellen schnappen
mit Lippen ohne Lust und Leid,
genoss er gierig jeden Happen,
der in den Rachen ihm geschneit.

Wir mussten allerdings drauf achten,
dass mit der gabelführnden Hand
wir nicht zu große Gesten machten,
denn sonst stieß sie auf Widerstand

Bei Bäuchen, Brüsten oder Rücken
der Nachbartischgenossenschaft,
die ihrerseits aus freien Stücken
die Arme an den Leib gerafft.

Doch wer würd auch beim besten Willen
beschwörn, dass kein Malheur passiert,
wenn, seinen Appetit zu stillen,
man körperlich Kontakt riskiert?

So ein Gelage ist nicht ohne,
da geht der Geist des Chaos um –
in diesem Falle `ne Zitrone,
die sauer war, wer weiß warum.

Die kam vom Nebentisch geflogen,
noch ehe man sie ausgepresst,
damit sie sich in hohem Bogen
auf meinem Fuße niederlässt.

Zerschellte da und fiel daneben
in unwegsames Niemandsland.
Ich hab ihr einen Tritt gegeben
und höflich sie zurückgesandt.