Versmaß

VersmaßIst denn der Mond schon aufgegangen?
Oh, fragt was Leichteres mich heut.
Mit Wolken alles dicht verhangen,
kein Fünkchen, das da Licht verstreut.

Doch vom Gefühl her würd ich sagen,
dass es schon ziemlich spät sein muss.
Kaum hier und da noch mal ein Wagen
in des Verkehrs verdünntem Fluss.

Kaum noch mal eines Menschen Kehle
im dumpfen Straßenplauderton,
kaum die ‘ner großen Säuferseele,
die heimwärts rollt mit tausend Phon.

Und ringsherum auch dieser Kasten,
in dessen Schublade ich haus,
scheint mir schon feierlich zu fasten
mit Stille wie ‘ne Kirchenmaus.

Aus meiner Ruhe hat seit Stunden
kein schriller Anruf mich geweckt,
nicht mal ‘n „Verzeihung, falsch verbunden“ –
als wär das Telefon defekt.

Na ja, mögt ihr vielleicht jetzt denken,
die Zeichen deuten schon auf Nacht,
doch können erst Gewissheit schenken,
wenn ein Beweis auch beigebracht.

Auch daran soll es euch nicht fehlen:
Hab ich denn kein perfektes Maß?
Ich muss nur meine Verse zählen
und weiß, wie lange ich hier saß!

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