Grauschleier

InimagesJD5WMF1I graue Schleier eingesponnen,
die feiner Nebel ihm gewebt,
hat seinen Aufstieg er begonnen,
der Mond, der übern Dächern schwebt.

Ihm scheint der Dunst nicht zu behagen,
verzerrt er doch sein Angesicht,
das just in diesen letzten Tagen
so schön erblüht im Sonnenlicht.

Prost Mahlzeit! Plötzlich abgehauen,
grad wie vom Firmament verschluckt!
Da kann ich noch so lange schauen,
kein Schimmer durch die Wolken zuckt.

Man soll es nicht für möglich halten,
mit einem Schlage war es Nacht,
als ob, den Dämmer abzuschalten,
hätt einfach jemand schnipp! gemacht.

Und schon erhebt des Sturmes Schlange,
der Ruh, geringelt, jäh beraubt,
dass sanften Seelen angst und bange,
ihr züngelndes Medusenhaupt.

Und fast im gleichen Atemzuge
beginnt es schon zu schütten auch,
als feuerte aus jeder Fuge
der Himmel mit ‘nem Gartenschlauch.

Na, mocht es jetzt auch noch so toben,
das Ganze legte sich schon bald.
Kein Wind, kein Regen – und da oben
der Erdtrabant als Lichtgestalt!

Grad wie ein Phönix aus der Asche
flog auf der Mond zu neuem Glanz –
vom Schleier nicht mehr eine Masche,
kein Fädchen trüb im Strahlenkranz.

Doch richtig mag ich ihm nicht gönnen
die ganze unverhüllte Pracht.
Werd ich denn heute schlafen können?
Mir graust’s schon vor der Vollmondnacht!

Schreibe einen Kommentar